Eine Woche „Ich“

Dieser „Selbsttest“ ist besonders für die zu empfehlen, die nicht genau wissen wo sie stehen und entstand von und mit freundlicher Genehmigung von Petra-Susanne.

Es war schon länger zwecks Austestens der eigenen Gefühle hinsichtlich langfristigen Rol­lenwechsels geplant: Eine Woche durchgehend en femme leben. Lieber eigentlich noch einen kompletten Monat, um noch einmal deutlich stärker in den tagtäglichen Normaltrott hineinzukommen, aber das liegt nach derzeitiger Einschätzung etwas außer­halb des Mach­baren. Bislang waren ca. zwei Tage am Stück das Höchste der Gefühle, was ich rea­lisieren konnte und teilweise auch wollte. Diesmal sollte es aber definitiv länger werden, um gefühlsmäßig eben zumindest ein Stück an eine gewisse Normalität heran­zu­kommen, die ein kompletter Rollenwechsel mit sich bringen würde.

Eine Woche wollte unser Sohnemann während der Schulferien mit seinen Großeltern in die Eifel fahren, so dass kein Freundesverkehr bei uns im Hause sein würde. Zudem war absehbar, dass in dieser Zeit praktisch keine dienstlichen Face-to-Face-Kontakte erforder­lich sein würden. So entstand der Entschluss, diese Woche zum Austesten der weiblichen Rolle zu nutzen.

Bislang hatte ich mich immer als „mitten zwischen Männlein und Weiblein“ eingeordnet und tue das eigentlich noch immer. Bleibt jedoch die Frage, von welcher Seite aus ein Wechseln möglicherweise angenehmer empfunden wird, bzw. ob ein Wechseln überhaupt noch nötig wäre, wenn ich mich entgegen der bisherigen Stimmungslage zu einem Leben in einer biologisch eher weiblichen Rolle entschlösse.

Wegen einiger gesundheitlicher Turbulenzen meiner Schwiegereltern drohte die ganze Sache, noch im letzten Moment zu kippen. Aber mit ein wenig Improvisation ließ sich der Plan dann doch noch weitestgehend umsetzen.

Am Samstag Nachmittag ging es los: Nachdem Frau und Sohn (statt Sohn und Großeltern) sich in die Eifel aufgemacht hatten, um noch zwei letzte Urlaubstage vor allem draußen in der Natur zu verleben, legte ich mich in die Badewanne, um „Peter“ für mehrere Tage ab zu waschen und – nach ca. 2 Stunden – als Petra der Wanne zu entsteigen. Das Ganze wurde noch dadurch erleichtert, dass ich mir von meiner Frau direkt vorher mein Kopfhaar zwecks Verfolgens von Neurodermitiseffekten in diesem Bereich ratzeputz hatte weg­schneiden lassen und nun dort oben (bis eben auf die verschorften Wundstellen) durch­gehend babyglatt war. Da ich mich nun nicht gerade der ultrarechtskonservativen Meinungs­ecke zuordne, bot diese Randbedingung noch eine zusätzliche Motivation, im Zweifelsfall eher als Petra auf die Straße zu gehen.

Okay, im Moment des Abtrocknens war davon noch nicht so viel zu sehen, aber schon kurz danach hielten die selbsthaftenden Silikonis auf der sauber rasierten, durchs Bad komplett entfetteten Brust „wie angegossen“. Somit stellte sich bereits ein gutes Körper­gefühl ein, das nur durch einen leichten BH und eine ordentliche Miederhose abgesichert werden brauchte. Natürlich waren auch die weiteren Kleidungsstücke entsprechend rollen­konform, aber keineswegs übertrieben. Das quasi durchgehende Tragen der (wegen der Glatze aushäusig sowieso erforderlichen) Perücke ist bei uns auch innerhalb des Hauses ein Muss, weil in praktisch allen Zimmern Einblicke von unterschiedlichen Nachbarn möglich sind.

Bereits am frühen Samstagabend war dann die erste Ausfahrt erforderlich: Es waren noch einige Sachen einzukaufen, die bei der Rückkehr von Frau und Sohnemann spätestens am Sonntagabend erforderlich sein würden. Da unsere Nachbarn noch nichts von „mir“ wissen, ist mir nach wie vor daran gelegen, unerkannt aus unserer kleinen Sackgassen­straße rauszukommen. Da ich mit dem Roller zum Einkaufen fuhr, tat mir ein speziell für „mich“ angeschaffter XXL-Jethelm seinen guten Dienst, indem er die immer im Stirn­bereich mit Perückenband angeklebte Perücke beim späteren Abziehen auf dem Kopf ließ. Außerdem sieht dieser Helm ganz anders als der aus, den „Peter“ sonst trägt. Neu für mich: Die Notwendigkeit, nach dem Anhalten erst mal ein wenig mit der Bürste durch’s Haar zu gehen, damit ich wieder vernünftig aussehe. Peter macht sowas nie!

Das Einkaufen verlief, wie erhofft und auch von früheren Ausflügen her vermutet, absolut ereignislos. Da die Silikonis wie angeschraubt auf der Brust anbappten, schlief ich die Nacht auch mit ihnen. Alle zwei Tage würde aber ein Abnehmen erforderlich sein, damit die Haut darunter Luft bekommt.

Am nächsten Tag wollte ich eigentlich morgens zum Flohmarkt gefahren sein, um in aller Seelenruhe mal nach einer nett(er)en Armbanduhr und ggf. einigen Klamotten für mich zu schauen. Aber irgendwie bekamm ich den Hintern zunächst nicht hoch, und dann wurde es mir zu warm und wettertechnisch zu unsicher, um noch zum Flohmarkt zu fahren. So blieb ich halt am Sonntag doch den ganzen Tag zuhause und erwartete die Rückkehr von Frau und Sohn – der mich durchaus schon als Petra kennt und natürlich entsprechend vorgewarnt war.

Nach telefonischer Rücksprache mit den Großeltern wurde klar, dass diese sich wieder so weit aus­kuriert hatten, dass ab Dienstag mit dem Kurzurlaub mit Enkel begonnen werden konnte. Daher wurde beschlossen, dass Sohnemann ihnen am Dienstag konspirativ irgendwo in der Einfallschneise aus dem Ruhrgebiet Richtung Eifel übergeben werden solle.

Den zwischenzeitlichen Montag füllte unser Sohn jedoch mit gemütlichem häuslichen Abhängen (im eigenen Zimmer rumkramen und ausmisten, lesen, am Computer spielen und komponieren) aus, während meine Frau extern zur Arbeit war und ich in weiblicher Rolle meiner Home-Office-Arbeit nachging. Da er mich schon des Öfteren zuhause als Petra erlebt hat, war dies für ihn kein sonderliches Problem, wie sich auch an den häufi­geren Störungen mit irgendwelchen Diskussionsthemen erkennen ließ. Allerdings bleibe ich in der Anrede trotz des nicht so ganz dazu passenden Äußeren wohl für ihn (derzeit 12 Jahre alt) „Papa“. In die Öffentlichkeit werde ich allerdings als Petra absehbar nicht mit ihm gehen.

Abends ging es dann per Auto mit einem kurzem Abstecher zu einem Mode­geschäft (ich brauchte noch einen gut passenden und angenehm sitzenden BH) zu unserem geplanten Tx-Stammtisch in die Innenstadt von Aachen. Leider schlug die Ferienzeit unbarmherzig zu, so dass wir beiden Organisatorinnen die Einzigen waren, die sich an dem Abend dort trafen.

Dienstag morgen war dann leider eine Unterbrechung der Petra-Woche angesagt, weil ich unseren Sohn den Großeltern in der Nähe von Euskirchen zutragen musste und diese noch nichts von „mir“ wissen. Nach dem Mittagessen und einem Besuch en homme bei meiner Mutter im Pflegeheim war ich dann aber wieder am frühen Nachmittag zuhause – und wurde von meiner Frau nach­haltig dazu aufgefordert, mit meiner Petra-Woche weiter­zumachen. Ich gebe zu, dass ich, den Morgen über als Peter unterwegs, aus Bequemlich­keit wohl nicht direkt wieder zurückgeswitched hätte, sondern dies erst am nächsten Mor­gen gemacht hätte. Aber so war’s, was den Testeffekt angeht, schon besser!

Am Mittwoch war neben dem häuslichen Arbeiten noch eine kurze weitere Einkaufstour ange­sagt, die wiederum ohne jegliche Vorkommnisse (*gähn*) verlief. Abends ging es dann jedoch mit meiner Frau noch zu einem gemeinsamen Abendessen in ein auszu­testen­des Speiserestaurant, in dem sonst seit einigen Malen unserer Motorradstammtisch tagt. Netterweise gab es dort kein Wiedererkennen, was mich aber nicht sonderlich wun­dert: Im Moppedkreis bin ich nur einer von Vielen und bislang nur wenige Male dort gewesen. Der Abend endete dann beim Eis­schlürfen auf offener Straße in Kornelimünster, da die dortige Eisdiele bekanntermaßen gutes Eis, aber keine Sitzplätze bietet.

Der Donnerstag war dann der Action Day: Morgens noch das übliche wissenschaftliche Arbeiten zuhause, aber nachmittags ging es mit meiner Tx-Mitstreiterin zunächst zur Selbsthilfe-Kontaktstelle nach Eschweiler, wo wir uns in einem sehr ausführlichen und interessant-konstruktivem Gespräch der Koordinatorin für Selbsthilfegruppen im Kreis Aachen vorstellten. Danach blieb gerade noch so viel Zeit, kurz zuhause ein Joghurt als Abendessen reinzuschlürfen, bevor es zu meiner (bzw. eigentlich Peters) üblichen, zwei­wöchig anfallenden Musizierrunde weiterging. Diese wollte ich entsprechend der Prä­misse, möglichst alles (außer Dienstkontakte) in dieser Woche als Petra zu bestreiten, ebenfalls wahrnehmen.

Hierzu hatte ich mir allerdings eine Notlüge einfallen lassen, die eine Wette mit einer Nach­barin vorgab: Sie hätte nach meinem gelungenen Karnevalsauftritt als Heinos (= mei­ne Frau) Begleiterin, der „Schwarzen Barbara“ im Dirndl und mit passenden Heels, gewet­tet, dass ich das Frausein aber keine Woche aushalten würde. Diese Wette würde ich gerade in dieser Woche auch anlässlich meiner Kahlköpfigkeit ableisten. So mailmäßig (mit Oberkörperbildchen von mir in normaler Kleidung) vorgewarnt, erschien ich dann zum Musizieren – natürlich auch in ganz normalen Klamotten. Hinterfragt wurde die Geschichte dann nicht mehr, aber wer das Ankündigungs-/Vorwarn­bildchen und mein reales Erschei­nen verglich, dürfte direkt gemerkt haben, dass die Klamotten offensichtlich total unter­schiedlich waren und ich somit einen gewissen Fundus zur Verfügung haben muss. Sollte zu einem späteren Zeitpunkt noch mal eine Nachfrage kommen, werde ich auch per Outing dazu stehen.

Wie dem auch sei – das Flöten hat mir und den andern Anwesenden viel Spaß gemacht, und ich bin wirklich froh, das so durchgezogen zu haben. „Zum Beweis“ wurden auch noch ein paar Bildchen gemacht, auf die ich aber noch gespannt warte. 😉

Der Freitagmorgen brachte dann leider noch mal eine kurze Unterbrechung aufgrund eines kurz­fristig anberaumten, dienstlichen Termins, den nur Peter wahrnehmen konnte. Nach der Rückkehr nach Hause wechselte ich dann aber wieder direkt zurück zu Petra und fuhr abends noch mit meiner Frau zu zwei Fachläden, um Renovierungsmaterial einzukaufen. Bei dieser Tour gab es zwar in ein oder zwei Fällen sehr erstaunte Blicke (die ich auch bei den anderen Touren nicht ausschließen möchte), aber irgendwelche daraus resultierenden Probleme gab es überhaupt nicht. Schließlich fuhren wir danach noch kurz in ein Kauf­haus, wo ich mir noch zwei passende Miederslips holen musste: Beim durch­gehenden Leben als Petra tendiere ich mittlerweile mehr zu angenehmem Sitz als zu besonders guter Taillenformung – und für diese Zielsetzung war mir die Unterwäsche ausgegangen. 😆

Der Samstag sollte dann den letzten Tag des Petra-Tests darstellen, weil die Eifelurlauber (Sohnemann mit seinen Großeltern) am Sonntag beim Heimfahren durch unser Hinfahren unterstützt werden sollten. Eigentlich wollten meine Frau und ich en femme, wie im Jahr zuvor, ein wenig in der Eifel wandern gehen, dort ein- bis zweimal zwischenübernachten und das Helfen (nach vorherigem Einpacken von „mir“) damit auf der Rückfahrt verbinden. Aber das Wetter war zu schaurig, als dass dies absehbar Spaß gemacht hätte. So entschlossen wir uns, den Samstag hauptsächlich in Landgraaf im „Mondo Verde“-Park zu verbringen, denn dort war es immer möglich, sich bei den zu erwartenden seltenen, aber irgendwann am Tag recht wahrscheinlichen Regengüssen in ein Gebäude zu verziehen. Auch hier, wie in der ganzen Zeit, der gleiche Effekt: Einige Wenige haben mich schon recht genau gemustert, die weitaus Meisten jedoch nahmen keine Notiz von mir. Und irgendwelche negativen Bemerkungen/Reaktionen hat’s auch nicht gegeben. Der Park ist für eher Naturbezogene und Tierfreunde übrigens wirklich nett: Es gibt große Freiflug­hallen und ordentliche Gehege. Wir haben mehrere Stunden dort verbracht, wobei die Wellensittichkolonie mit Brutkästen fast in Greifweite direkt über unseren Köpfen ein echtes Highlight war. (Wer allerdings atemberaubende Fahrgeschäfte für gelangweilte Kiddies sucht, sollte sich lieber woanders umschauen.)

Da wir im Park nichts (Wesentliches) an Nahrung zu uns genommen hatten, bildete ein weiterer Restaurantbesuch dann den krönenden Abschluss. Auf dem Parkplatz vor diesem Restaurant, der gleichzeitig auch der eines kleinen Einkaufszentrums ist, gab’s dann noch mal einen kurzen Moment steigenden Blutdrucks: Dort lud gerade die Mutter eines Schul­kameraden unseres Sohnes ihr Auto ein. Sie hat uns nicht wahrgenommen. Aber letztlich muss man so in der Nähe des eigenen Wohnorts immer auf eine solche Begegnung gefasst sein. Und genau hieran müssen wir (meine Frau und ich) noch arbeiten: Was werden wir in einem solchen Fall dann sagen?

Bis zum Zubettgehen blieb Petra noch da. Dann war aber für’s Erste wirklich Schluss. Aber um es mit Paulchen Panther zu sagen: „Heute ist nicht alle Tage – ich komm wieder, keine Frage!“ 🙄

Das persönliche Fazit: Mit entsprechendem Aufwand, der auf den ersten Blick nicht mal gar so groß ist, wäre für mich ein Leben en femme wohl machbar: Die weitgehend abge­schlossene Laser-Enthaarung des Bartschattens hilft ungemein, keine dickeren Schichten an Spachtelmasse auf’s Gesicht kleistern zu müssen. Das ist (zumindest für mich) eine kaum zu überschätzende Hilfe auf dem Weg zum angenehmen und wirkungs­vollen Passing. Dass ein wenig Augen-Makeup zum guten Ton dazugehört, dürfte klar sein und ist auch nicht weiter störend. Glücklicherweise bin ich an den Armen und auf der Brust mit nur wenig bis sehr wenig hellem Haarwuchs bedacht, also auch hier weitestgehende Entwarnung.

Hinsichtlich sozialer Interaktionen würde ich im anonymen Bereich keine großen Negativreaktio­nen erwarten. Im weiteren Bekanntenkreis, also Nachbarn, Musizier­runde, Moppedfahrer u. Ähnliches, würde ich aufgrund einiger weniger Outings, die ich dort schon hinter mir habe, auch eher mit Akzeptanz, mindestens aber mit Toleranz rech­nen. Unsicher bin ich mir aber vor Allem hinsichtlich der Hänselgefahr beim Sohn in der Schule. Dies kann ich derzeit nicht abschätzen. Auch meine Frau hat gewisse Vorbehalte, was die Tuschelei an ihrem Arbeitsplatz (im Sozialen Bereich) angeht.

Was aber für mich ganz persönlich und unabhängig von der sozialen Einbindung bei die­sem Experiment wichtig ist/war, ist das Empfinden der eigenen Körperlichkeit. Und hier war das Ergebnis etwas zwiegespalten. Erst mal ganz klar: Ich bewege mich in der Öffentlichkeit lieber als Petra, denn ich empfinde mich dabei stimmiger im Hinblick auf die selbst empfundene Rollenidentität. Damit ich mich dabei aber im Spiegel selber sehen mag, bedarf es hierzu einer als stark empfundenen Künstlichkeit, die wiederum für mich irritierend/behindernd ist. Ohne sinnvolle Oberweite (derzeit ein knappes 90 B ausfüllend) käme ich mir unvollständig vor. Hierzu sind zumindest für längere Zeit, wenn nicht sogar lebenslänglich, entsprechende Silikonis erforderlich. Auch wenn so angeklebte Dinger ihre Aufgabe ganz gut erfüllen, ist das Körpergefühl zumindest nach einiger Tragezeit am Stück weit weg von dem, was ich mir bei echten „Biobrüsten“ vorstellen würde. Irgend­wann fangen die Silikonis nämlich an, auf der Haut zu jucken, an den Rändern nur teilweise zu kleben usw.. Ich glaube nicht, dass dies auf die Marke zurückzuführen ist, sondern dass dies ein prinzipielles Problem ist.

Weiter unten würde ich ein Stückchen derzeit hervorragenden Biomaterials eigentlich nicht ver­missen – unter der Voraussetzung, dass eine Orgasmusfähigkeit weiter bestehen bleibt. Die zu verlieren, fände ich schon sehr traurig. In der Tat habe ich in der Woche en femme mehr lustvolle Momente erlebt als längere Zeit (als Peter) zuvor. Ich führe das auf die größere Stimmigkeit von äußerer Erscheinung und innerem Gefühl zurück, die schlicht mehr Lust auf Lust macht. Dieses Thema scheint aber, glaubt man Berichten und An­deutungen aus entsprechenden Tx-Foren, von der Kunst der Operateure weitestgehend positiv geklärt zu sein. Sorge hätte ich bei einer entsprechenden Operation in diesem Bereich jedoch vielmehr um mögliche destruktive Nebenwirkungen wie Inkonti­nenz und unmittelbare Operationsrisiken. Ich bin sehr mit dem grundsätzlichen, biologischen Funktionieren meines Körpers zufrieden und würde dies nicht auf’s Spiel setzen wollen. Mag aber sein, dass hier das Risiko durch Verzicht auf „Tiefe“, die für mich aufgrund der partnerbezogenen Ausrichtung auch keinerlei Bedeutung hätte, stark verringerbar wäre. Ich würde mich aus natürlicher Faulheit auch nicht sonderlich gern regelmäßig um eine Körperhöhlung kümmern müssen, die für mich keine gefühlsmäßige Bedeutung besäße.

Ganz dumm sieht es aber weiter oben aus: Meine Stirn ist (immer schon) deutlich zu hoch, und meine Haare sind ausgesprochen dünn und glatt. Daraus ließe sich in natürlicher Wei­se im Sinne einer weiblichen, den leider vorhandenen Stiernacken kaschierenden Frisur nur schwerlich etwas machen, auch vor dem Hintergrund, dass ich wohl auch weiterhin gerne ein Helm erforderndes Zweirad fahren möchte. Okay, es gibt Haarwebsysteme. Aber die sind erstens pflegebedürftig, zweitens ziemlich teuer in der dauerhaften Anwen­dung und drittens im Sinne einer lebenslangen Nutzung noch fraglich in der Anwendbar­keit – schließlich züppeln die nicht gerade wenig an ihren Echthaarankern. Und mal ein wenig vorgedacht: Wenn die Rente später schon für’s Pflegeheim nicht reicht, werde ich sie hierfür bestimmt nicht mehr anlegen können/wollen. Also bliebe hauptsächlich die Perücke als Lösung. Und die für den Rest meines Lebens tragen zu müssen, stelle ich mir schon recht behindernd vor. Sooo toll ist das Gefühl beim echten Dauertragen nun wirklich nicht.

Fazit vom Fazit: Ich werde nicht gleich morgen zum nächsten Psychologen rennen, um mein Gutachten für alles Weitere auf dem TS-Weg zu bekommen. Aber ich werde in Zukunft weiter nach Gelegenheiten suchen, „mich“ auch mal länger am Stück aus dem Schrank zu holen und dann auch höchstwahrscheinlich die größere Übereinstimmung von Gefühl und Aussehen/Habitus wieder sehr genießen. Und ich werde weiter in mich hineinhorchen, ob die gewisse Traurigkeit, die meine männlich gelebte Zeit in mir weckt, weitere Schritte nahelegt. Gefühle ändern sich im Laufe der Zeit – und „never say never“!

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