Ilonas Urlaub als Frau

Userin Ilona aus dem Gendertreff Forum, berichtet von ihrem erster Urlaub in ihrem Identitätsgeschlecht.

Mein Urlaub als Frau

Alles begann damit, dass ich meiner Psychologin/Psychiaterin, die mich seit längerer Zeit auf
meinem Trans-Weg berät und begleitet erzählte, dass ich dieses Jahr die Absicht habe meinen Urlaub als Frau zu verbringen.

Nachdem ich im Vorfeld schon bei einem Endokrinologen war und von diesem sowie von meiner Psychologin das o.k. zur Einleitung einer Hormontherapie erhalten hatte, stellte mir meine Psychologin Frau S. eine Bescheinigung aus, dass ich mich im Alltagstest als Frau befinde (für den Fall dass es ab diesem Zeitpunkt zu Schwierigkeiten in der Öffentlichkeit kommen sollte).

Ich war an diesem Tag (seitdem ich das Auto habe bin ich mutig geworden) auch mit Rock und Bluse bekleidet und schlenderte danach durch die Krefelder Innenstadt, ging in ein Café und bestellte mir eine Kleinigkeit. Obwohl das Café gut besucht war, nahm von den anderen Gästen kaum jemand Notiz von mir. Ein paar neugierige Blicke, bei ein paar jungen Mädchen mit Migrationshintergrund ein kurzes Getuschel und Lachen, das war es.

Nachdem ich den Urlaub unter meinem weiblichen Vornamen gebucht hatte, bin ich denn mit 2
Freundinnen aus dem Forum Gendertreff in Dortmund shoppen gewesen (für einen 2 wöchigen Urlaub braucht Frau einige Sachen zum Wechseln) und hatte mir von einer im Forum bekannten Firma ein Paar Brustprothesen zuschicken lassen.

Als dann der Urlaub begann, dauerte das Ankleiden und Schminken knapp eine Stunde, Frau hat ja mittlerweile Übung. Auf der Hin- und Rückfahrt habe ich allerdings mehrfach meinen Entschluss bereut, konsequent die Rolle einer Frau zu leben, die hygienischen Bedingungen auf Autobahnparkplätzen sind meistens nicht die Besten, an den Tankstellen war das kein Problem auch hat dort niemand etwas gesagt bzw. ist aufgefallen, dass ich die Damentoilette benutzt habe.

Als ich abends um 20:30 Uhr an meiner Ferienwohnung ankam, wurde ich freundlich begrüßt, und nachdem die Formalitäten geklärt waren, fragte ich meine Zimmerwirtin nach einem Lokal, um noch eine Kleinigkeit zu essen. Dort angekommen fragte ich den Wirt, ob ich noch etwas zu essen und zu trinken bekommen könnte. Der Wirt musterte mich kurz und nachdem ich sein Erstaunen/Befremden bemerkte, war mir seine Antwort schon klar, obwohl an der Theke noch etliche Leute saßen. Ich habe dieses Lokal während meines Urlaubes auch kein weiteres Mal aufgesucht und in einem anderen Hotel am Ankunftstag noch etwas zu essen und trinken bekommen. Dies war die einzige negative Erfahrung, die ich während meines Urlaubes gemacht habe.

Da ich Glück mit dem Wetter hatte, brauchte ich die dicken und warmen Sachen nicht anzuziehen und konnte in Rock / Kleid / Hose und Bluse meine Ferien verbringen. Am Anfang unsicher und alle 10 m mich umsehend wenn mich auf meinen Spaziergängen die entgegenkommenden Leute etwas zu lange betrachteten, wurde ich mit der Zeit immer selbstsicherer. Nachdem ich in etlichen Geschäften, Restaurants und sogar in einer Autoreparaturwerkstatt als Frau angesprochen wurde, machte es mir mit der Zeit nichts mehr aus, wenn ich von ein paar Passanten erstaunte Blicke bzw. leises Getuschel/Lachen bemerkte.

Mittlerweile ist der Urlaub schon wieder 4 Wochen her und ich bin inzwischen soweit, dass ich
an den Wochenenden bzw. nach Feierabend nur noch als Frau unterwegs bin.

Ilona

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