Oh du fröhliche, oh du seelige….

Zu Hause das erste Mal „Marina“ über die Weihnachtsfeiertage:

Die Weihnachtsfeiertage sind nun auch schon wieder vorbei. Das erste Weihnachten, an dem ich nur ICH war. Kein Verstecken, kein Umziehen, nur weil Verwandte oder Bekannte zu Besuch kommen. Nur noch Marina….nur noch Marina….nur noch Marina….

Ich bin am 23.12. kurz nach Mittag bei meiner Mutter in unserem kleinen Heimatdorf bei Fulda angekommen. Meine älteste Stiefschwester C. war kurz vor mir angekommen. So wie letztes Jahr auch, blieb sie über die Feiertage bei uns. Als es dunkel wurde, sind wir zum Weihnachtsmarkt nach Fulda gefahren. Eine Runde über den Markt und dann ein Glühwein. Eine Begebenheit gab es an einem Stand, an dem frisch gebackene badische Flammkuchen und frisches Brot verkauft wurden. Ich hatte mich angestellt, weil wir gerne ein frisches Brot und 2 Flammkuchen zum Glühwein haben wollten. Die Brote lagen schon fertig auf dem Tresen, die Flammkuchen waren noch im Ofen. Meine Mutter sagte zu dem Bäcker, dass sie schon mal das Brot mitnimmt. „ER“ würde warten bis die Flammkuchen aus dem Ofen kommen und dann alles bezahlen. Der Bäcker fragte „wer ER?“, meine Mutter sagte „Na hier, der Gentleman“ und zeigte auf mich. Ich sagte dann „Ja, ist schon gut, ich zahle dann alles zusammen“. Meine Mutter weigert sich auch sonst hartnäckig, mich „Marina“ oder „sie“ zu nennen. Ich verstehe ja auch, dass es für eine Mutter sehr schwer ist zu akzeptieren, dass aus ihrem Sohn eine Tochter wird. Deshalb sage ich nichts dazu und versuche das zu ignorieren, so schwer es mir auch fällt. Meine Mutter kann man zu nichts zwingen. Ich hoffe ja, dass sie mich eines Tages auch Marina nennen wird, genauso wie sie jetzt seit kurzem Marina auch zu Hause zulässt. Weh tut es mir aber trotzdem, aber ich kann warten…

Am 24.12. haben wir den Baum geschmückt und die nächsten Tage vorbereitet. Um 17 Uhr ging es dann zur Christmette ins Kloster Hünfeld. Auch da gibt es für mich keine Ausnahme, denn ich bin zwar katholisch erzogen worden, aber streng gläubig bin ich nie gewesen.

Nach der Kirche haben wir zu Abend gegessen; Schnitzel mit Waldpilzsauce und Kroketten.

Dann gab es die Bescherung. Ich bekam ein 6-teiliges Espresso-Service für meine Wohnung, ein Buch über die Geschichte Deutschlands und eine Sweathose für zu Hause. Meiner Schwester und dem Stiefvater haben wir eine Reise nach Hamburg mit Besuch des Miniatur Wunderland Ende Mai geschenkt. Später saßen wir noch zusammen im Wintergarten bei einem Glas Wein und haben uns über dies und das unterhalten. Es war alles in allem ein schöner Abend

Am 25.12. haben wir spät gefrühstückt und dann angefangen, das Mittagessen mit meinem Bruder D. und seiner Partnerin S. vorzubereiten. Mein Bruder kam sogar fast eine ½ Stunde zu früh. Er hatte sich nämlich in der Uhrzeit geirrt. Das Familientreffen zog sich noch bis in den frühen Nachmittag, dann mussten die beiden weg. S. Vater hatte die beiden zum Abendessen eingeladen. Den Rest des Nachmittags haben wir mit Faulenzen, Nichts-Tun und Fernsehen verbracht.

Am 26.12. kam mein ältester Stiefbruder mit seiner Familie: seine Frau, seine zwei Söhne mit Partnerinnen und seine Enkelin, also die Urenkelin meines Stiefvaters. Es war auch das erste Mal, dass all diese Verwandten Marina zu sehen bekamen. Zusammengefasst habe ich keine negative Reaktion erlebt. Im Gegenteil, ich habe mehr als nur einmal Komplimente für mein gutes Aussehen bekommen. Ich habe mich so wohl gefühlt. Bis nach dem Kaffee blieben sie bei uns.

Zum Abendessen waren wir von meiner Stiefschwester L. nach Hünfeld eingeladen. Zu diesem Familientreffen kamen also alle drei Stiefschwestern mit ihren Familien. Auch hier habe ich wieder nur Komplimente bekommen, besonders von meiner Stiefschwester L. Ein durch und durch schöner Abend.

Ich fühle mich so wohl, wie noch nie zu vor in meinem Leben. Auch wenn mein Stiefvater noch ab und zu blöde Bemerkungen macht, so glaube ich, dass mich meine Familie so akzeptiert wie ich nun einmal bin. Ich werde niemandem den Namen „Marina“ aufzwingen. Außer meiner Stiefschwester L. nennen mich nämlich noch alle bei meinem Männernamen. Aber das ist schon OK. Ich kann und werde warten….

-Marina

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