Amtsgericht und Krankenkasse

Autorin: Stefanie

Hallo zusammen,

eigentlich wollte ich das nächste Update schreiben, wenn sich das Amtsgericht mit einem Urteil gemeldet hat, aber das scheint sich wohl noch ein wenig hinzuziehen.

Was ist nun seit Ende Oktober passiert.

Ich hatte mir nach einem kurzen Gespräch mit Nathalie schon mal einen Termin für das Vorgespräch an der Uniklinik Essen bei Dr. Hess besorgt, da bekanntermaßen diese Termine nicht von heute auf morgen zu bekommen sind. Bei mir war es dann so, dass ich einen Termin für den 24.11. bekam. Als ich den Termin ausmachte fehlte mir zwar noch das 2. Gutachten, aber das lag dann auch kurz danach bei mir im Briefkasten und war im Resultat ebenso positiv wie das erste.

Nebenbei hatte ich auch noch ein paar Diskussionen mit meiner Krankenkasse wegen der Kostenübernahme der Epilation. Die an sich wurde mir recht problemlos zugesagt, nur gefiel der Krankenkasse leider meine Wahl der Behandlerin nicht. Sie ist Elektrologistin und hat ihr eigenes Studio. Nach den Regeln denen sich meine Krankenkasse verpflichtet fühlt, muss die Behandlung aber durch einen Arzt abgerechnet werden (wer an sich die Behandlung ausführt, spielt da wiederum keine wirkliche Rolle). Zumindest sah meine Krankenkasse ohne weitere Diskussionen ein, dass es keinen Arzt hier in der Umgebung gibt, der die Nadelepilation als Kassenleistung durchführt. So wurden mir 5 Adressen von Dermatologen in 'zumutbarer Entfernung' zugeschickt, aber auch nicht ohne die Zusätze, dass diese Liste keine Empfehlung der Krankenkasse darstellt und ich mir von einem einen Kostenvoranschlag besorgen sollte, den ich dann zur weiteren Bearbeitung des Falls einreichen sollte. Von der Liste führten 2 diese Behandlung gar nicht mehr durch (damit fielen Haan und Krefeld weg). Blieben noch 3. 1 davon war in Münster (ca. 120km pro Strecke), da habe ich zwar mal im Internet geschaut aber dann nicht mehr wirklich dort angerufen. Blieben noch Köln und Essen. Telefonisch kam ich anfangs leider nicht durch, so stellte ich eine Anfrage per Mail. Ich bekam von beiden recht schnell eine Antwort. In Köln bekam ich dann innerhalb von 14 Tagen einen Termin für ein erstes Gespräch aufgrund dessen man dann den Kostenvoranschlag erstellen wollte. Aus Essen bekam ich die Antwort mich bitte telefonisch wegen eines Termins zu melden (auch mit einer anderen Telefonnummer als der, die ich von der Krankenkasse hatte), es würde aber frühestens im Januar wieder Termine allein für ein erstes Gespräch geben.
Also reduzierte sich die Liste von ganz alleine auf eine dermatologische Praxis und zwar die in Köln. Der Termin war dann recht kurz und einfach, aber leider hatte ich den Termin um 17:30 mitten in der Woche. Die Strecke an sich beträgt ca. 32km und führt zum größten Teil über die Autobahn. Gebraucht habe ich sowohl hin als auch zurück jeweils eine gute Stunde (Köln halt).
Im Ergebnis hat meine Krankenkasse der Kostenübernahme über diese Praxis zugestimmt und ich habe nun am kommenden Montag (Urlaub) um 13:00 den ersten Termin.
Was weitere Termine anbetrifft wird es nicht ganz so einfach, da die Termine am Wochenende wohl schon längerfristig ausgebucht sind und ich dann mal schauen muss, wie ich Job und Berufsverkehr so in Einklang bringe, dass ich nicht jedes Mal in den dicksten Stau fahre.

Zum Thema Stand der Personenstandsänderung wurde ich dann auch noch vom Amtsgericht Düsseldorf mit Realitäten konfrontiert, die außerhalb jeglichen Einflusses von meiner Seite liegen.
Nachdem ich das zweite Gutachten bekommen hatte, habe ich natürlich gehofft, auch in einem überschaubaren Zeitrahmen zumindest das erste Schreiben mit dem vorläufigen Urteil zu bekommen. Die Wochen vergingen und nichts passierte. Also habe ich beim Amtsgericht angerufen und auch beim zweiten Versuch jemanden ans Telefon bekommen. Da wurde mir dann gesagt, dass das zweite Gutachten und die dazugehörige Rechnung beim Gericht vorliegen würden. Das war ja noch sehr positiv, aber danach wurde mir auch gesagt, dass aufgrund einer PC Umstellung die Bearbeitung sämtlicher Fälle massiv in Verzug geraten sei. Man könne mir nicht ansatzweise einen Zeitrahmen nennen, in dem ich mit dem Urteil rechnen könne. Seitdem sind nun auch wieder gute 4 Wochen vergangen und in dieser Woche habe ich beinahe täglich versucht bei Amtsgericht unter der mir bekannten Durchwahl jemanden zu erreichen, aber ohne Erfolg. Es ist so dermaßen frustrierend eigentlich zu wissen, dass es keinen Grund für das Gericht gibt meinem Antrag nicht stattzugeben, aber nun ohne Einflussmöglichkeit aufs warten verdammt zu sein. Allerdings habe ich auch aus einer vertrauenswürdigen Quelle gehört, dass auch in diesen Ämtern (und dass sind Gerichte nun mal auch) in den letzten Jahren viel Personal eingespart wurde und sich auch dadurch die häufigen sehr langen Wartezeiten ergeben.
So bleibt mir nun auch dabei nur darauf zu hoffen, dass es jetzt keine Monate sondern nur Wochen dauert, bis ich endlich das Urteil habe und die Papiere anpassen lassen kann.

Durch die Verzögerung bei der Personenstandsänderung haben ich mich dann aber Mitte November dann entschieden, nun den Kostenübernahmeantrag für die GaOP an meine Krankenkasse doch schon rauszuschicken. Ich wollte das zumindest noch vor dem Vorgespräch bei Dr. Hess auf den Weg gebracht haben. Ich wusste ja, dass ich ohne die Kostenübernahmezusage der Krankenkasse noch keinen Termin für die OP bekommen würde. Da das Vorgespräch aber auf jeden Fall von der Klinik gefordert ist und ich ja alle Unterlagen (also primär die Gutachten) schon zusammen hatte, wollte ich da dann auch mal weitermachen.
Ich bekam auch recht kurz nach dem einreichen der Unterlagen einen Anruf meiner Krankenkasse, weil denen noch 2 Unterlagen fehlten, bevor sie es zum MdK weiterreichen wollten. Bei meinem aktuellen Therapeuten war ich zu dem Zeitpunkt erst 15 Monate und es sind ja mindestens 18 Monate Therapie gefordert. Da ich aber davor schon gute 4 Monate bei einer anderen Therapeutin war (allerdings nur Einzelstunden und keine zu beantragende Therapie), lag dies halt nicht explizit als Unterlage vor. Ich schaffte es aber innerhalb einer Woche mir die Bestätigung zu besorgen.
Die zweite Unterlage die fehlte, war die Bescheinigung der Uniklinik Essen, wo ich Tags davor ja zum Vorgespräch war. Dr. Hess hatte auch dabei erwähnt, dass ich noch eine Bescheinigung bekommen würde, die die Krankenkasse wohl auch haben wollte. Die kam dann auch ein paar Tage später. Ich habe mich nur gefragt, was machen die Leute, die erst die Kostenübernahmezusage der Krankenkasse anfordern ohne gleich den Termin für das Vorgespräch bzw. diesen Termin erst nach der Zusage der Krankenkasse machen wollen? Aber es gibt wohl Dinge die ich nicht verstehen muss.
Nun sind die Unterlagen auch bei der Krankenkasse und ich bin gespannt wer das Rennen macht, meine Krankenkasse oder das Amtsgericht Düsseldorf. (warten ist ätzend)

Der Termin zum Vorgespräch in Essen war in etwa so, wie ich ihn erwartet hatte. Zum vereinbarten Zeitpunkt hatte ich es zumindest geschafft mich beim Empfang anzumelden (und ja ich war eigentlich deutlich vorher schon da).
Dann hieß es ca. 70 Minuten warten, was aber für eine Uniklinik gar nicht so schlecht ist. So hatte ich die Gelegenheit die anderen Patienten zu betrachten und ja es waren außer mir in der Zeit noch 3 andere Transfrauen da. 2 davon waren von der Kategorie man sieht es wenn man selber in der Lage ist und eine war der Oberknaller. Über Bekleidung kann man ja immer unterschiedlicher Meinung sein, aber ich stehe halt nicht auf kurze Röcke oder Kleider. Dazu kam ein deutlicher Bauch der mit der Kleidung nicht wirklich harmonierte aber auch das lasse ich gelten. Dann kam die Stimme Marke Brummbär und leider stotterte sie auch noch, wofür sie aber halt nichts kann. Aber als grausam empfand ich als sie zuerst beim Empfang sich mit den Armen klassisch wie ein Mann abstützte und dieses Verhalten nachher als sie im Warteraum saß damit krönte, dass sie sich „breit machte“ indem sie den Arm auf die Lehne des dann leeren Nachbahrstuhls lehnte. Ja man kann darüber streiten was männlich und was weiblich ist, aber ich sehe halt dieses Verhalten eigentlich nur bei Männern.
Das Gespräch bei Dr. Hess dauerte dann ca. 30 Minuten und erklärte schematisch was bei der OP gemacht wird. Dazu noch ein paar prophylaktische Fragen bzgl. Vorerkrankungen und Allergien und eine kurze Betrachtung des zukünftigen Operationsgebietes. Für zumindest 12cm (Große Variante) wäre wohl Material vorhanden, wie tief es dann wirklich wird/werden soll bespricht man dann wohl kurz vor der OP.
Ich konnte auf jeden Fall die bisherige Charakterisierung von Dr. Hess nachvollziehen. Er ist sehr sympathisch und macht einen sehr kompetenten Eindruck.

Eine nette Begebenheit gab es aber in der Zeit auch noch. Als ich noch recht optimistisch war in Kürze meine Papiere neu beantragen zu dürfen, habe ich mir Passfotos machen lassen. Als ich dort war, hatten die auch gerade eine Art Promotion Aktion, bei der man Rabatte auf ein Fotoshooting bekommen konnte. Ich war in der richtigen Stimmung und habe mitgemacht und konnte einen 50% Rabatt erspielen.
So habe ich dann noch einen Termin für das Fotoshooting vereinbart zu dem auch Make-Up vorher gehörte.
Als ich dann zu Hause war, fiel mir die klassische Frage dazu ein: was soll ich denn da anziehen? Ich habe mir dann meine Mutter zur Verstärkung geholt und wir haben dann 2 Outfits zusammengestellt.
Der Termin an sich war an einem Samstagabend um 19:00. Da der Fotoladen in einem Düsseldorfer Einkaufscenter ist, bin ich was früher losgefahren und war vorher noch ein wenig shoppen.
Ich gebe zu ich war ein wenig aufgeregt als es dann soweit war, aber ich wurde ganz normal behandelt, halt wie jede andere Frau auch. Ich wurde gefragt ob ich bzgl. des Make-Up irgendwelche speziellen Vorstellungen habe, was ich außer dass ich einen natürlichen Look bevorzuge verneinte. Als ich mitten während das Make-Up aufgetragen wurde dann auch noch gefragt wurde welche Art von Lippenstift ich bevorzugen würde, fiel mir erst mal auf, wie wenig ich mich bisher mit diesem Thema auseinandergesetzt hatte.
Das Fotoshooting an sich war anfangs sehr merkwürdig für mich, aber die Fotografin war so locker und enthusiastisch, dass sie mich recht schnell angesteckt hatte und ich nach kurzer Zeit komplett entspannt war.
Wir haben auch ein wenig rumgescherzt, weil sie zwischendurch ein wenig herumklettern musste um eine Position von oben herab zu erreichen (sie war knapp 1,60 und ich bin nun mal 1,90).
Zwischendurch einmal kurz umgezogen und nach ca. 30 Minuten waren wir fertig. Dann ging es noch darum die Fotos auszusuchen, die ich dann auch wirklich haben wollte. Sie hatte 50 Fotos gemacht und nach 3 Durchgängen blieben noch 26 übrig. Die wurden dann noch fertiggemacht und eine dreiviertel Stunde später konnte ich sie abholen.
Das schöne war, dass ich zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise das Gefühl hatte, man würde in mir war anderes als eine halt etwas große Frau sehen. Ich kann den Laden in der Hinsicht wirklich nur empfehlen. Ob sie teurer als andere sind, kann ich nicht sagen, da ich keinerlei Vergleiche gemacht habe.

So geht das Leben seinen Weg und mittlerweile nimmt alles eine Normalität an, die nur durch die noch offenen und bereits angeschobenen „Baustellen“ daran erinnert, dass mein Weg nicht immer so war.

Liebe Grüße
Steffie

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