Ellie`s kleine Geschichte

Autorin: Ellie

Hi Leute,

Für alle die es Interessiert, meine Vorerst für die Öffentlichkeit bestimmte zensierte Form meiner Geschichte

„Meine kleine Geschichte“

Mein Anfang:
Ich bin 1999 in Wildeshausen geboren, um genau zu sein am 22. Januar. Bis um 10.15 Uhr oder 10.16 Uhr war es noch aktuell, ich sei ein Mädchen. Die Schwangerschaft meiner Mutter war komplett anders als bei meinem Bruder und Auf dem Ultraschall habe ich mich immer so gedreht das keiner sehen konnte was ich nun war. Ich habe meine Mutter auch sehr lange Quälen müssen, die Arme, sie sagte aber es habe sich gelohnt. Also doch was Gutes… . Ich war nun geboren und alle sahen: „Kein Mädchen sondern ein Junge!“
Dieser eine Moment war sozusagen der Anfang vom Ende…

Meine Eltern nannten mich René Heinrich. „Der Wiedergeborene“ frei übersetzt. Zumindest besser als die anderen Vorschläge wie zum Beispiel Leon. Nichts gegen den Namen, ich finde nur er passt nicht zu mir. Gut, René auch nicht aber zumindest besser als Leon…
Was die Jahre nach meiner Geburt passierte, durfte ich erst Lange später erfahren deshalb springen wir mal gleich zu meinem ersten Moment im Leben an den ich mich zurück Erinnern kann. Wenn du jetzt denkst das geht die ganze Zeit so weiter, hast du Recht, zwar bekomme ich nicht alles so zusammen wie ich es gerne möchte aber ich versuche es irgendwie anschaulich zu gestalten.

Kindergarten:
Der erste Moment in meinem Gedächtnis beginnt wie folgt: Ich liege ganz entspannt in meinem Hochbett, mein Teddy in meinem Arm, leichte Dunkelheit im Zimmer. Es war eindeutig Tag und die Vorhänge waren nicht richtig zugezogen. Ich hörte ein paar Stimmen, Vertraut aber ich wusste nicht wer das war, bis die Tür aufging. Da standen sie, meine Eltern, um mich zu wecken und mich fertig zu machen. Ich sah in diesem Augenblick zum aller ersten Mal Bewusst meine Eltern. Mein Vater kurze schwarze Haare und einen Schnauzer, selber ein bisschen schwerer aber halt ein Vater aus dem Lehrbuch. Er strich mir über den Kopf und sagte: „Aufstehen mein Großer, es wird Zeit für den Kindergarten“. Ich lächelte nur und wusste gar nicht wie mir geschieht. Neben ihm meine Mutter. Kupferne Haare mit Dauerwelle, ein weiches Gesicht und Schlank, in Eleganten Klamotten gekleidet. Sie ging mit ihrem Lächeln Richtung Schrank und da sah ich zum ersten Mal bewusst mein Zimmer, Blaue Raufaser Tapete, Bärchen, Teppich und Gardinen aus dem letzten Jahrtausend. Mein Hochbett stand an meiner Holztür gegenüber von meinem Fenster mit den hässlichen Vorhängen. Direkt daneben links an der Wand mein Schrank. Genau dasselbe zerbrechliche Teil welches bisher nur einmal um geschoben wurde. Rechts von meinem Zimmer eine Spielecke mit Playmobil und einem

Plastikpferd.
Ich, Voller Aufregung von dem Tag, zog mich an, ja, so was konnte ich schon alleine, ging nach unten und sah meinen Bruder am Küchentisch am Frühstücken. Er ist nur Zwei Jahre und einen Monat älter, also hatten wir an dem Tag dasselbe Ziel. Nach meinem Kinderwurstbrötchen ging es dann los, ab in den Kindergarten.

Ich kam in den Raum rein und sah überall spielende Kinder. Eine Frau kam in meine Richtung und stellte sich als Renate vor. Eine zweite stand daneben. Doch ich war so fasziniert und voller Angst das ich dies nicht mehr mitbekam. Den Namen bekomme ich heute auch nicht mehr raus, schade aber wahr. Ich drehte mich um und meine Eltern waren Weg „SCHOCK“.
Nach einiger Zeit und der Gewissheit dass meine Eltern irgendwann wiederkommen, beruhigte ich mich und erkundete den Raum. Rechts war eine Kochnische mit vielen Butterbrotdosen drauf. Also legte ich mein Kinderwurstbrötchen dazu und ging weiter. Gegenüber der Tür war eine große Glasfront mit Ausblick auf den Spielplatz. Nahezu Unendlich ging er in die Ferne. Bäume, Rutschen, Hügel, Gerüste, Schaukeln, alles was ein kleines Herz begehrt. Rechts an der Glasfront hinter der Küche war ein Bereich mit einem Teppich und so vielen Spielsachen das man daraus in den Himmel fahren konnte. Links an der Glasfront ein ähnlicher Bereich, nur war er mit Bücher Regalen umgeben und man sah nur mal hier und da ein Pferdchen oder mal fliegende Haare umher wedeln. Es war natürlich Interessanter da mal hinzugehen, als zu den sich Prügelnden Jungs mit den Ganzen Spielsachen, also ging ich los und ehe ich da war wurde ich schon wieder zurückgerufen zum Frühstück.
So ein Misst, da war ich schon Neugierig und dann konnte ich nicht. Wir saßen uns an zwei Tische, der eine Links im Raum vor den Regalen für die Jungs und Links neben der Tür für die Mädchen. Getrennt wurden diese von einem Regal aber da waren keine Bücher drinnen sondern auf der Mädchenseite: Schleifen, Stoffe, und handarbeitliche Dinge zum Lernen. Prompt wollte ich mich da hin setzen, doch wurde ich kurzerhand gepackt und an den lauten Jungentisch gesetzt. Auf der Seite waren Klötze und Stifte mit Mandelas. Abgesehen davon das es hier etwas zum Malen gab war es gänzlich uninteressant.
Nach dieser Pause ergab sich dann ein Stuhlkreis und alle haben sich einmal vorgestellt, es waren ja neue Kinder da. Also erzählte ich wie ich hieß und was ich gerne tat… Essen!
Ja ich aß gerne, es gab mir ein Gefühl von Freiheit, der Geschmack eines Apfels oder gar einer wabbeligen Nudel zu schmecken.

Es verging Tag für Tag in diesem Rhythmus bis ich endlich diese Ecke hinten Links sehen konnte. Und da war sie! Rosa Teppich, Puppenhaus und allem was mein Herz begehrt. Kaum war ich jedoch dort angekommen und wollte mich dieser Annehmen, wurde ich weggezogen und in die Straßenteppich ecke mit den Laut keifenden Jungs gesetzt.
Es dauerte gut ein halbes Jahr an Ehrgeiz und Arrangement um endlich mal einen Tag da zu Spielen. Es war einfach nur anders. Keiner der einem Plastik Autos an den Kopf schmeißt oder ein Holzklotz jemandem anders in die Nase steckte. Es war eher wie eine Küchenschlacht, rechts die Küchenzeilen mit Tee Ecke und hinten links Puppenhäuser und dem ganzen Zubehör. Die in der Küche, kochten wundervoll klingende Gerichte, die so Ausgedacht waren, das man es trotzdem Riechen konnte. Wenn sich das vielleicht komisch anhört habt ihr Recht aber als Kind hat man halt eine blühende Fantasie. Als mich das erste Mädchen entdeckte, nahm es mich gleich an die Hand und zerrte mich in die Tee Ecke und sagte ich sei jetzt ihr Ehrengast. Die anderen Bemerkten, das ich als einziger Junge da war und es wurde immer stiller und die Blicke durchsiebten mich. Als dann ein Mädchen aus heiterem Himmel anfing loszuschreien kam gleich die Erzieherin und fragte was denn mit mir los sei einfach da rein zu gehen. Ich saß nun an dem Jungentisch und malte, bis mich das Mädchen wieder an die Hand nahm und nach draußen begleitete.
Wir saßen nun da unter der Rutsche in einem Tunnel durch den Hügel und sie sagte mir ihren Namen: Vivien. Wie ich später feststellte wohnte sie gleich neben an ein paar Häuser entfernt. Aus diesem Moment, dort unter der Rutsche, entwickelte sich eine kurze Freundschaft, die sogar so weit ging, dass wir im Geräteschuppen eine süße kleine Hochzeit abhielten, es sich aber irgendwie falsch anfühlte. Trotzdem, als Kind findet man es einfach nur toll Erwachsen zu sein. Doch die Freundschaft endete als ich in die Schule ging und sie im Kindergarten blieb. Sie war noch zu jung aber trotzdem eine gute Freundin gewesen.

Schule und Therapie:
Gerade als die Welt perfekt war, wurde ich aus meinem Umfeld entrissen und ging in die Grundschule. Eine beschissene Zeit die ich nicht gerne Wiederholen möchte und an die ich mich auch nur noch schwer erinnere.
Erster Schultag, ich in meiner Rennautotüte, in die Schule, ab in die Klasse. Klasse 1A. 21 Jungs und 7 Mädchen. Aus Gewohnheit zu den Mädchen zugehen, setzte ich mich auch zu diesen in die Nähe. Links neben mir, Sebastian, ein Extrem irreführender Junge den ich aber schnell mochte, rechts neben mir Kashaf, ein Mädchen welches mehr Behaarung hatte als ein Alpaka. Um ehrlich zu sein habe ich erst daran gezweifelt dass sie tatsächlich ein Mädchen ist, sie war doppelt so groß wie ich und hatte einen Schnauzer.
So kontaktfreudig, wie im Kindergarten, ging ich los und suchte nach neuen Leuten. Erstmal bei den Mädchen, hatte im Kindergarten ja auch besser Funktioniert. Ich stellte mich vor und was geschah, sie lachten mich aus. BOOOM! Eine Welt ist zusammen gebrochen. Was war nur mit den Mädchen passiert das sie keine Jungs mehr mochten? Ich in meiner Hartnäckigkeit versuchte mich weiter bei denen, Vergebens. Darauf folgte eine Geschichte des Mobbens gegen mich. (…) Ich distanzierte mich von den Mädchen und wandte mich Timo und Sebastian zu, meinen derzeitigen Freunde, mit denen ich meine Freizeit verbrachte. Wir Bauten ein Club auf, der die ganze Siedlung Regierte und es nur wenige gab die es gegen uns angehen konnten. Wir waren einfach zu viele. Schulisch war ich in der Hölle doch Privat hab ich diese 20 Kinder geführt um die anderen zu besiegen. Keiner hatte ein solch taktisches denken wie ich. Trotzdem ließ mich die Schule nicht kalt und zuhause war es auch nicht besser. Ärger von Mutter und Vater, gehänselt vom Bruder. Ich hatte keine Lust mehr. Das mit 6 Jahren zu sagen ist schon heftig. Trotzdem hielten meine Eltern zu mir und Erkannten das etwas mit mir nicht in Ordnung war. Ich ging also in die Kinderklinik Oldenburg und durfte erstmals einer Psychotherapie beiwohnen. Festgestellt haben die dann ADHS. Ich nehme also mehr Dinge in meiner Umgebung war als andere und kann mich nicht so recht auf einzelne Sachen Konzentrieren.
In einer der Sitzungen fragte sie dann etwas: „Bist du mit dir zufrieden“
Ich guckte sie traurig an und sagte: „Nein, das bin ich nicht…“. „Was würdest du ändern, wenn du es könntest“. Ich fummelte in meinem Gesicht herum und sah im Fenster mein Spiegelbild. „Das hier“ und fummelte weiter in meinem Gesicht herum.
Sie schaute nur verwirrt und wusste nicht so recht was sie darauf sagen sollte, also packte sie drei Bilder aus. Das erste war ein Rechteck, das zweite ein Dreieck und das letzte ein Kreis. Das Rechteck bedeutet die Gesellschaft, du und ich, wir alle. Das Dreieck ist das Leben in Freundschaft, mit denen die dir Lieb sind und der Kreis ist deine Angst vor etwas. Sie packte ein Haufen von kleinen Plastik Tieren aus, „Nimm dir so viele kleine Tiere und Platziere sie auf den Formen“. Dies tat ich, ein Bär und ein Löwe für meine Eltern und einen Bock für meinen Bruder auf das Rechteck. Einen Specht und eine Giraffe für Timo und Sebastian auf das Dreieck und einen sitzenden Gorilla auf den Kreis für mich. Sie guckte sich das an und fragte warum dieser Gorilla da saß. Hab ich Angst vor dem alleine sein? „Alleine lebe ich schon, ich hab nur Angst davor dieser Gorilla zu werden!“ Sie schaute erst nur und sagte: „Darf ich dies deinen Eltern berichten?“ „NEIN!!!“ kam sofort aus mir raus. „Ich kann dir helfen, nicht dieser Gorilla zu werden, nur muss ich dafür deinen Eltern dies erzählen“. Ich schaute aus dem Fenster, ein Baum der im Wind weht, Blätter die über den Hof Flogen. Ich schaute zu ihr mit Tränen in den Augen „Ich brauche keine Hilfe!“
Wie unrecht ich hatte, aber ich wusste es nicht besser. Ich hätte die Hilfe annehmen sollen, aber ich tat es nicht. Was darauf folgte ist ein großes schwarzes Loch in das ich immer tiefer reinfiel, meinen Eltern aber alles verheimlichte und es größtenteils Verbarg.

Karneval, ein schönes fest, wenn man den Sinn dahinter betrachtet. Menschen verkleiden sich und sind für einen Tag wer anders. Ein König, eine Prinzessin, Polizist oder in meinem Fall Indianer. Eigentlich beneidete ich die Mädchen meiner Klasse. Sie durften als Prinzessin oder ähnliches gehen. Wäre ich auch gerne, aber wie erklärt man das seinen Eltern? „Hallo Eltern ich will kein Indianer sondern eine Prinzessin sein!“. Klingt irgendwie Scheiße und so beschloss ich in den nächsten Jahren mich nicht großartig zu Verkleiden sondern ging als „Geheim Agent auf Mission“.

Wir bekamen, ich weiß nicht mehr genau wann, einen Hund namens Sammy. Ein Kleiner Jack Russell Welpe der mir im späteren Verlauf einige Male das Leben rettete. Der kleine Hund war weiß mit großen orangen Flecken, einer nahe links am Hals, zwei Richtung Gesäß, einer auf der rechten Seite und der letzte am Hintern leicht linkslastig. Der Kopf der war aber Orange mit einem weißem Fleck im Nacken und einem weißen Unterkiefer. Sein Schwanz hatte nur einen orangen Ansatz, die Spitze war aber Weiß.
Irgendwann in der Schule mitten im Unterricht hatte ich irgendwie zu viel, stürzte raus und fand mich unter der Treppe kauernd neben dem Musikraum wieder. Es passierte etwas zum ersten Mal. Ich hatte das Gefühl der Raum hatte eine Schwingung. Es bewegte sich alles im Takt, bewegte sich nur und sagte aber nichts. Die Gegenstände am Fenster zu den Bäumen draußen im Wind. Es kam mir ein kalter Schauer über den Rücken. RAUS! Nicht weit meiner Klasse fern lag ich nun, aber trotzdem brauchte es etwas bis die mich fanden. Ich lag nun da, zitternd und weinend und wusste nicht warum. Im Hintergrund übte die Bläserklasse einige Stücke und das Weinen hörte auf. Ich zitterte nur noch unkontrolliert und wusste nicht weiter. Bis mich meine Lehrer fanden vergangen 2 Schulstunden und dazwischen die große Pause. Die Vertrauenslehrer wollten mich ab da an regelmäßig sprechen. Die spielten mit mir Spiele und suchten irgendeinen Grund um meine Mutter für mein Verhalten zu belangen. Schließlich schafften sie es dann, dass meine Mutter die ganze Schule zusammenschrie und ich vor der Tür saß. Als sie hinaus stürmte und mich sah fing sie an zu weinen drehte sich um und maulte die Lehrer an, warum ich denn da säße.
(…)
Weiter geht es mit dem Beginn meines größten Hobbys, dem Gitarre spielen. Im Musikunterricht hatten wir einmal Besuch von einem Mann der später noch an meinem Abschluss wichtig wird. Er spielt eine einfache Tonfolge und sang mit uns. Ab da an wusste ich: Ich werde mal Gitarrist!
(…)
Im November 2007 starb dann mein Opa, am Abend zuvor waren wir bei ihm, die ganze Familie versammelt, alle glücklich, alle gesund. Ich weiß nicht was wir gefeiert haben, ich war auf jeden Fall müde und hab meinen Opa an gemeckert er solle aufhören mich zu ärgern. Natürlich hörte er nicht auf, warum auch es war mein einziger Opa und Opas dürfen so was nun mal.
Der Anruf kam um 6:19 Uhr am nächsten Morgen. Warum weiß ich das so genau? Ab dem Zeitpunkt ist meine Familie auseinandergebrochen. Alle bewunderten mich für meinen Mut, mich von meinem Opa zu verabschieden, in meinem Alter von 8 Jahren. Unser Pastor hat mir das mit dem Tot so schön erklärt, dass ich seit dem keine Angst mehr vor dem Tot hatte. Kann man positiv und negativ sehen.
Positiv ich konnte und kann immer noch mit Toten umgehen und andere trösten. Negativ Ich hatte keine Angst zu sterben und begrüßte es sogar. Meine Mutter stürzte in ein tieferes Loch, als ich es mir vorstellen konnte. Sie hängt da heute, fast 10 Jahre später, immer noch drin.
Mein Leid in der Schule mit dem Tot meines Opas brachte mich zu Selbstmordgedanken.
„Wenn ich sterbe komme ich bestimmt als besserer Mensch wieder“ zu diesem Moment wünschte ich mir schon sehnlichst ein Mädchen zu sein. Und nahm mir ein Messer und legte es auf meine Pulsader am Arm. Ich drückte ein wenig und es fühlte sich befreiend an. Ich wollte es durchziehen, ein glatter Schnitt und die Welt wird gut. Dann kam mein Hund Sammy, setzte sich an mein Bein und presste sich dran…
Tränen kamen mir und ich legte das leicht blutige Messer weg. Wusch es ab und klebte ein Pflaster auf die Wunde, die zum Glück nur die Haut versetzte und keine Arterie. Ich setzte mich hin, auf den Boden und weinte, fragte mich „Warum?“ doch fand ich keine Antwort. Sammy presste sich immer mehr an mich und tröstete mich durch seine Nähe. Als meine Eltern kamen war das Pflaster ab, die Wunde blutete nicht mehr und ich hatte alles soweit gereinigt. Mein Leben ging weiter.
(…)
Weihnachten 2007 bekam ich dann meine Gitarre. Überglücklich klimperte ich ohne zu wissen was ich tue, Tag und Nacht. 2008 begann dann mein Unterricht bei Martin, ein Gitarrist der Blues liebt und es mir beibrachte. Ich lernte Blues. Hörte in all dem Leid Hoffnung und spielte und übte mehr denn je. Ich holte schnell meine Mitschüler ein und machte jeden Song zu meinem Eigenen. Martin sagte mir in meiner letzten Gitarrenstunde, dass er noch nie einen solchen Musiker wie mich erlebt hat, der mit einer solchen Kraft spielt, die jeden bewegt. Es gab aber auch mal eine Zeit in der ich nicht spielen wollte, ich vegetierte vor mich hin und hörte nur Musik. Danach jedoch war ich inspirierter als je zu vor, spielte nach einer Feier 4 Stimmig auf 13er Saiten, schaffe in manchen Momenten nüchtern aber nur 3 Stimmig und an schlechten Tagen gerade so die 1. Falls es sich jetzt so anhört, dass ich viel trinke, dem ist nicht so. Es beschränkt sich auf einem Mal im Monat, wenn überhaupt so viel.

Die Gedanken an Selbstmord blieben aber dennoch nicht fern. Sie waren direkt neben mir und nur Musik konnte sie fern halten. Ich lernte von 2006 bis 2010 Karate um mich im Notfall zu verteidigen, was nie funktionierte, da ich keinem Menschen Leid zufügen konnte, dachte ich zumindest. Stattdessen nutzte ich den Gürtel um ihn an der Decke in meinem Zimmer zu befestigen. Wenn das Ausbluten nicht funktioniert dann bestimmt das Ersticken. Ich hatte alles bereit. Brauchte nur noch den Kopf durchzustecken und loslassen… Es kratzte an meiner Tür, ich hatte sie nicht richtig verschlossen und Sammy kam herein. Ich stieg vom Stuhl auf den Boden auf mein Bett nahm nach einer Zeit den Gürtel von der Decke und legte mich hin, Sammy zu meinen Füßen. Er zitterte leicht und schaute mich nur an. Ich schaute zurück. Dies ging gefühlt Stunden. Die Tür ging auf und meine Mutter kam rein. Sah mich mit Sammy inzwischen schmusen, was sein erstes und letztes Mal schmusen war, und fragte erstmal warum ich noch nichts an Hausarbeiten getan hatte. Sammy lief glücklich zu ihr und ich drehte mich um, sah sie an und machte erstmal die Hausaufgaben.
(…)
Am Ende der 4 Klasse ging es wieder in ein Tief. Ich kam mit Bissspuren und blauen Flecken nach Hause. Alles nur von diesen 7 Mädchen aus meiner Klasse. Keine Unterstützung von meinen Kameraden oder Lehrern. Eher machten die mich zusätzlich runter. Beleidigten mich, machten mich für mein Wissen runter. Keiner Verstand mich, ich wollte nur so sein wie die. Ich griff wieder zum Messer, wieder an der Linken, setzte auf, diesmal kein Hund zum Trösten. Dieser war mit meinen Eltern spazieren. Ich dachte zurück an all das was passiert ist und… mir rutschte das Messer aus und knallte auf den Boden als es an der Tür klingelte. Auf dem Boden der Tatsachen zurück nahm ich es und steckte es weg. „Wieso bin ich so wie ich bin?“ „Wieso bin ich krank?“ „Wieso bin ich auf dieser Welt alleine?“

Ab jetzt beginnt meine Spur erwachsen zu werden:
Ich hörte mit der Gewalt auf, legte meine Gürtel im Karate weg und ging eine andere Richtung. Ich ging zu den Maltesern. Meine Gruppe war Herzlos, trotzdem mehr Familie als alles zuvor…
Ich ging auf die neue Schule und traf auf meine alte Klasse, ging zu meiner Lehrerin Frau B. und fragte ob ich vielleicht wechseln könnte. Sie wusste es nicht, war überfordert also ging ich in der Pause zum Schulleiter Herr B. Sie hatten den gleichen Nachnamen aber waren nicht verwandt, was ich tatsächlich noch nicht verstehen konnte, wie es Menschen mit demselben Namen gab diese aber in keiner Beziehung zueinander Standen. Herr B. guckte mich auf die Frage des Klassenwechsels nur verdutzt an: „Ich kann nicht Versprechen das ich dieses Jahr überlebe, wenn ich in der Klasse bleibe“. Ich schaute ihn Ernst an. Er überlegte nur kurz, nahm mich mit und fragte wer aus der anderen Klasse wechseln möchte. Ein Zwilling meldete sich und ging zur Nebenklasse. Ich setzte mich zu ihrer Schwester und einem pummeligen Jungen. Tobias. Ich entfernte mich recht schnell von meinen alten Bekanntschaften und knüpfte neue.
(…)
Tobias war der Erste der mich zu sich nach Hause einlud. Wir haben zusammen Blödsinn gemacht und Spiele gespielt. Wir lernten einen neuen in der 6ten Klasse kennen, Florian, einen Taubenzüchter aus einer Bauernschaft von meinem Dorf. Wir waren ein Traumteam, keiner konnte uns was, wir waren unbesiegbar zusammen. Eines Tages übernachtete ich mal wieder bei Tobias und am Abend hatte ich ein Kribbeln im Bauch, ungewöhnlich, aber es war schön. Ich hatte mich verliebt. Ich mochte ihm nichts sagen und genoss nur dieses Gefühl, wenn ich bei ihm war. Seine Eltern kriegten das Raus, dass ich ihn mehr als nur mochte und als er sich dessen Entwickelte, verbaten sie den Kontakt. Florian blieb bei ihm und ich war wieder alleine.
Todtraurig weinte ich Tag und Nacht verstand es aber kaum. Ich ging nach Vechta zu den Maltesern und lernte die mal besser kennen. Ich hatte zuvor auf einem Zeltlager was von ihnen gehört. Und bei meinem zweiten Zeltlager war ich mit denen dabei. Eine Familie die mich verstand. Beim Zeltlager am Ansveruskreuz hatte ich dann meinen zweiten Zusammenbruch. Mitten im Gottesdienst ist etwas in mir zusammen gebrochen ich konnte nur noch an dieses unrhythmische Verhalten aller zu der Natur denken. Erst wurde ich Nervös und dann brach ich zusammen. Mein Kreislauf ging immer weiter abwärts. Nach mehreren Stunden im Sanitätszelt unter Dauerbeobachtung wurde ich schließlich zum Abendessen abgeholt. Mir wurde anschließend gesagt, dass es in dem Jahr mehr Kreislaufversagen gab als jemals zuvor in einem Zeltlager, obwohl es mit knapp 450 Menschen eines der kleinsten war. Ich erfuhr Fürsorge für meine Gesundheit und verliebte mich Hals über Kopf in meinen Gruppenleiter. Er hatte eine Freundin doch wollte ich die sein, die er begehrt. Mein Wunsch weiblich zu sein wuchs mit jedem Moment mehr. Nach weiteren Jahren wurde es immer seltener, dass ich zum Malteser ging, um ihm nicht zu begegnen. Es erschien mir wieder Unwirklich warum es so war.
(…)
2012 bekam ich meine Westerngitarre und fing an zu komponieren, kurze Zeit später bekam ich auch eine E-Gitarre und Zubehör. Ich fand neue Freunde. Marius, Alexander und Michael. Wir verstanden uns nie alle. Erst war ich im Kleinkrieg mit Alexander, als es mit ihm wieder normal wurde war Marius dran, welches sich weiter als ein Kleinkrieg entwickelte. Alexander hielt jedoch die Gruppe zusammen, dafür müsste ich ihm eigentlich danken. Auch wenn es nur Kumpels waren und keine Freunde. Michael distanzierte sich immer weiter von uns und als wir aus der Schule heraus kamen, verließ er uns fast komplett. Ich hatte in der 8ten eine Freundin, die Beziehung ging aber rasch in die Brüche.
(…)
Die Realschule hab ich glaube ich nur überlebt, weil ich jeden Moment genossen habe. Ich war verrückt, habe gelacht und getanzt, die Freiheit genossen. Ich bekam auch weibliche Freunde, die leider nicht lange nach der Schule hielten. Die haben mir aber das Gefühl gegeben eine von ihnen zu sein, auch wenn ich augenscheinlich ein Junge bin, hatten sie es akzeptiert ohne es zu wissen. Ich schaute mir viel von ihnen ab und ging immer weiter in die Schiene: „So sein wollen wie ein Mädchen“
(…)
Dieses „Anders sein“ fiel aber Einigen auf die versuchten mich zu schikanieren. Als die Kinder dann merkten, dass es mit Worten nicht funktionierte gingen diese weiter. Es ging Anfangs mit lautem ins Ohr kreischen, auslachen und ähnlichem los und ging irgendwann soweit das die zuschlugen. Irgendwann in der 10 Klasse war es mir leid, ich vergaß meine Ehre, meinen Anstand und zahlte es ihnen heim. Hier kam mein jahrelanges Training zum ersten Mal richtig zum Einsatz. Einen, der mir auf den Kopf schlug, besiegte ich im Kampf. Heutzutage eine wahre Seltenheit, einen Kampf zu haben in dem nur zwei gegeneinander kämpfen, ohne dass wer anders Mithilft. Er schlug mir in dem Kampf die Brille vom Kopf und ich donnerte ihm einen blutigen Mund und eine blutige Nase. Wir wurden von einem Dutzend Leuten aus meinem Jahrgang auseinandergetrieben. Das Echo seiner Leute ließ nur nicht lange auf sich warten und einer seiner kleinen Schläger zog mich am Ohr, woraufhin ich ihn im Schwitzkasten fast erwürgte. Einem derer die dem Kerlchen zu Hilfe kommen wollten verpasste ich einen Schlag in den Solarplexus, einen Punkt im Brustkorb der schwere Folgen haben kann. Der Junge sackte zusammen und war kurzzeitig Bewusstlos. Als dann meine Klassenkameraden dazwischen gingen standen 30 Leute zwischen den Fronten. Einige halfen den Verletzten und andere meckerten die Kinder aus warum die mich nicht einfach in Ruhe ließen. Meine Freunde hingegen schauten mich nur verstört an und konnten nicht glauben was ich getan habe und ich muss zugeben dass ich es auch nicht glaubte, bis mich die Lehrer darauf aufmerksam machten und mir vorlegten das Selbstverteidigung in Ordnung sei, dass was ich jedoch getan habe eine Straftat wäre. Am Ende haben dann alle ihre Anschuldigungen fallen gelassen, aus Angst vor mir oder einfach weil es Selbstverteidigung war und keine Straftat, ich kann es nicht sagen.
(…)
Bei meinem Abschluss hatten wir das Thema Zuhälter und Bitches. Ich ging als „Bitch“ in die Vorbereitung und das Tragen der Klamotten hat mich erfüllt, ich war nicht mehr gefangen. Es war Unbeschreiblich. An dem Mottotag ging ich dann in einem schwarzen Kleid. Ich war nicht nur hübsch und augenscheinlich eine Frau, ich war ICH. Meine Mutter sagte mir in den Vorbereitungen immer ich solle mich wieder in meine gewohnten Klamotten werfen, ich sei ein Junge und das muss so. Mein Vater sah mich nur an und verstand das ich mich wohlfühlte, sagte aber nichts dazu.
(…)
Meine Familie brach weiter zusammen. (…)
Meine Familie Vaterseits traf sich bei meiner Tante. Wir berieten die Situation, dass sich meine Eltern trennen, Untreue, Vertrauensmissbrauch und vieles mehr war im Spiel und als Theorie. Es wurde auch gesagt das Linda, meine Tante, und Nancy, meine Cousine, von meiner Mutter gelernt haben wie man ein Kind schlägt ohne Spuren zu hinterlassen. Geübt soll es meine Mutter an mir haben. Nancy die meine Mutter auf den Tot nicht stehen sehen kann, hat sie bei Anschuldigungen in Schutz genommen und verteidigt, Positiv argumentiert und erwähnt das sie nichts dafür kann. Meine Mutter ist meine Mutter, und jeder ist so wie man geboren wurde. Wie ich später erfahren durfte stimmten alle Anschuldigungen meine Eltern sich gegeben haben, welche haargenau dieselben waren, nicht zu, noch nicht. Beide haben Versucht es zu retten, aber wie es nun mal ist, wenn man alleine handelt und versucht alles zu retten, es geht schief.
(…)
Dann kommen wir bald zu heute. Ich fing meinen BFD im Krankenhaus in Wildeshausen an. Auf der Chirurgie werde ich sehr geschätzt und für meine Arbeit gelobt. Bei einem BFD gibt es jedoch nicht nur Arbeit sondern auch Seminare. Ich erfuhr Familie wie noch nie. Meine eigene riss weiter auseinander und ich vergrub mich immer mehr in meinem Zimmer. Vielleicht weil ich mich nicht mehr wohl fühlte. In den Seminaren waren alle so verrückt wie ich und ich verstand mich sofort mit allen, als wäre ich im Himmel. Nach zwei Seminaren kam das politische Seminar, in diesem habe ich einiges gelernt. Ich lernte einen Transgender Namens Mika kennen. Selber war er einmal ein Mädchen und hat sich nach einigem Erlebten entschlossen, ein Mann zu werden. Ich bestaunte seinen Mut.

Mein Outen:
Mein dritter Zusammenbruch. Wir redeten über psychische Erkrankungen und alle wurden nervöser. (…)Die Bewegung der Beine und Hände, die der Köpfe und der Körper. Alles eine Symphonie, alle im Takt außer eine, die es selber nicht merkte und auch nichts dafür kann. Ich wurde hibbelig stürzte nach ca. 20min hinaus und fand mich unter der Treppe mit Stöpseln in den Ohren, laut Ed Sheeran hörend wieder. Mir wurde klar, dass ich kaputt bin.
In dieser Woche hatte ich die Karten in der Hand. Der einzige Gitarrist unter 120 Menschen. Ich wurde intim mit einigen Frauen und keine konnte mein Gefühl befriedigen an ihrer Stelle zu sein und begehrt zu werden. Während die es genossen, war ich wie eine Leiche, spürte nichts als Schmerz. Meine Fibrose ist aufgeplatzt und brauchte ein paar Tage zum heilen. Aber das war nicht der einzige Schmerz, der Schmerz ging durch meine Seele und Ich entschloss, „Ich brauche Hilfe“.
Am Tag nach dem Seminar sind meine Mutter und mein Bruder weggezogen und als Abschied umarmte mich mein Bruder als wäre ich seine Schwester. Ich war zutiefst berührt, auch wenn er das nicht absichtlich getan haben sollte, ich habe es genossen und habe Freudentränen in den Augen, wenn ich nur daran denke…, er sah mich darauf hin in alten, von meiner Mutter nicht genutzten Klamotten, die sie nicht mehr brauchte. Es war mir unangenehm von ihm so gesehen zu werden. Doch wurde es mal Zeit. Ich fühlte mich den ganzen Tag in diesen Klamotten so wohl wie lange noch nicht und zog nachdem ich geduscht und ihn kommen gehört habe schnell das Top aus um es zu verstecken. Wie dämlich von mir meine Identität zu verstecken…
Zwei Tage nach dem Seminar habe ich diesen Text geschrieben. Habe meinem Bruder gedankt und überlege ob ich ihm diesen Text auf sein PC ziehe damit zumindest einer mein Geheimnis weiß. Ich weiß nur nicht ob er das versteht oder wie er damit umgeht. Ehrlich gesagt hab ich Angst das alles was noch da ist zerplatzt oder der Kommentar aufkommt „alles sei nur eine Phase“. Es ist keine Phase sondern mein Leben. Ich bin gefangen in diesem Körper und weiß nicht weiter…!
Meinem Bruder hab ich es dann doch nicht gegeben, sondern meinem Vater. Ich zog es auf seinem PC und überlegte lange davor, ob ich es lösche und mich weiter verleugne oder ob ich mich stelle und glücklich werde. Ich entschied mich es drauf zu lassen und klappte seinen Laptop zu. Angst breitete sich aus. Was, wenn er das nicht versteht? Was, wenn er mich abstößt wie altes Obst?
Es war zu spät, der PC war im Ruhemodus und ich sagte ihm, dass der Text nicht leicht sei, dass er dies komplett lesen soll. Er tat es erst nicht. Es war sein Geburtstag und er vertraute mir, dass ich Recht hatte. Am nächsten Morgen hatte ich Frühschicht im Krankenhaus, er konnte nicht schlafen und las den Text. Er kam in mein Zimmer und umarmte mich, sprach mit mir und verstand mich.
Zwei Tage später ging ich zum Arzt, der verstand mich auch, wusste aber nicht wie das abläuft, nahm mir aber meine Angst. Nach meinem Arztbesuch mit dem Versprechen, wollte ich mich meinem Vater als Mädchen vorstellen, es rief Jonathan, eine guter Zockerfreund an und fragte mich wo ich die ganzen Tage war. Er war der dritte der von meinem Geheimnis wusste…

Man weiß gar nicht, wie schön es sein kann Selfies zu machen. Hatte ich zuvor noch nie. Es ist aber ein wundervolles Gefühl sich in seinem eigenen Abbild wohl zu fühlen. Nach Jonathan erfuhr es dann mein Bruder und dann meine Mutter. Beide nahmen es mit Humor und meine Mutter freute sich, dass sie mit ihrer Tochter einen BH kaufen kann. Mein Urologe nahm das alles nicht so locker und packte seine Sachen und ging aus dem Raum ohne mir in die Augen zu schauen. Was ein Arschloch!
Nach noch ein paar Tagen schrieb ich das dann Mika. Erkannte das wir gar nicht so verschieden waren und wir unterhielten und über Gott und die Welt. Das erste Mal dass ich von jemandem ein Lächeln auf den Lippen hatte der mich versteht. Es handelte sich tatsächlich um Gott und die Welt, also ist das nicht weit ausgeholt. Ab da an erfuhren es immer mehr Leute, nur bei der Arbeit waren noch alle im Dunkeln. Das sollte auch erstmal so bleiben.

Binnen zwei Wochen hab ich so viel erreicht wie noch nie zuvor. Mein Geheimnis wussten immer mehr und es fühlte sich gut an Verstanden zu werden! Meine Freunde sagten ich sei nicht mehr der kleine, aufgedrehte und total verrückte Junge wie in der Schule. Ich habe mich Verändert, zum Guten, ich sei nun „Normal“. Zwei Wochen und ich war glücklicher als zuvor… hätte ich niemals mit gerechnet, auch wenn es noch lange nicht perfekt ist, ist es doch angenehmer als ein Junge zu leben und dem Tot unglaublich nahe zu sein. Der Besuch in der Klinik rückte immer näher und ich lebte mehr und mehr wie ich sein wollte, eine Umstellung das zu tun was man für richtig hält, ohne zu berücksichtigen was die Gesellschaft denkt. Danke Mika, für deine Hilfe, denn ohne ihn wäre ich in den zwei Wochen mit Sicherheit nicht so weit gewesen wie ich es geschafft habe, auch wenn ich noch nicht in allen Situationen meines Lebens ein Mädchen sein konnte, war es trotzdem erfüllend so zu leben. In der Klinik war ich nicht als Junge sondern als Mädchen. Unauffällig, fast unsichtbar. Das Gespräch ging über Stunden und mir wurde am Ende empfohlen in stationäre Behandlung zu gehen. Offiziell nur wegen Depressionen. Inoffiziell wollen die herausfinden ob mein Verhalten zu BPS passt. Deshalb 12 Wochen Stationär. Akute Suizidgefahr schließen die aus und meinen sogar, dass ich mich selbst davon befreit habe. Ich bin mir da noch nicht allzu sicher ob das so ist.
(…)
Ostern war nun vorbei, immer noch keine Antwort von der Psychiatrie. Ich entschloss kurzer Hand zu meiner Mutter zu fahren. Einfach so nur gucken wie es denen geht. Wenn die nicht zu mir kommen gehe ich halt zu denen! Was passiert ist war eigentlich schon klar. Gegenseitige Vorwürfe, aufgebrachte Stimmung, alle Sauer, keiner Glücklich. Das Gegenteil von dem was ich Erreichen wollte…

Seit dem Termin mit der Psychologin verlief nichts wie es eigentlich sollte. Es sollte aufwärts gehen aber irgendwie geht es nur Abwärts, steil Richtung Boden. Ostern war kacke, die Psychiatrie meldet sich nicht, Stress bei der Arbeit, keine Zeit um zuhause irgendetwas zu machen. Es ging ja die ganze Zeit Berg ab aber nun wurde die Steigung mal wieder zu groß.
(…)
Die Einschulung für meinen Traumjob ist hinter mir! Eine Wohnmöglichkeit habe ich auch… Es scheint, als wäre bald die Zeit für einen Neuanfang. Blöd nur das ich immer noch gefangen bin und somit nicht neu anfangen kann…

Es geht trotzdem Voran. Das Schreiben der Psychiatrie kann ich als Gutachten nutzen und ich kriege mehr Zuspruch für mein Vorhaben als ich erwartet hatte. Meine Seminargruppe sagte zu mir nur, dass ich sehr Mutig sei, das so offen und locker zu sagen aber so Offen und locker wie ich das herüberbringe ist es weitaus nicht. Klar waren die vorerst Geschockt aber am Ende haben die nur gesagt: das kostet einen! Jetzt müssen wir erstmal shoppen gehen!
Ich stelle mir gerade 30 Leute in einem Geschäft vor, die die komplette Frauenabteilung belagern und versuchen was Passendes für mich zu finden und dabei nur Blödsinn machen. Diese Mauis sind irgendwie eine große, glückliche und leicht versoffene Familie für mich und überhaupt stehen so viele hinter mir, dass es für mich Rätselhaft ist warum es mir ständig noch so schlecht geht…

Ellie

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