Chrissie: Mein Flyer

Autorin: Chrissie

 

Guten Tag

Mein Name ist Dina Jessika Christine und ich bin ein Transgender. Sicherlich ist diese Situation für Sie etwas ungewohnt. Ich möchte Ihnen daher einige Hintergrundinformationen geben, so dass Sie sich selbst ein Bild von Transgendern machen können, da es doch noch viele falsche Vorstellungen über dieses Thema gibt.

Über mich

Ich bin biologisch ein 56 jähriger Mann und seit vielen Jahren glücklich verheiratet. Meine Frau kennt Dina Jessika-Christine und unterstützt mich dabei.
Meine ersten Erinnerungen an das Thema Transgender gehen auf mein 5.tes Lebensjahr zurück. Zu dem Zeitpunkt wollte ich lieber mit Puppen anstatt Fußball spielen. Im Laufe der Jahre habe ich viel über dieses Thema gelesen, es gibt unzählige mehr oder weniger gute Bücher darüber. Daher möchte ich hier nur kurz die wichtigsten Informationen  niederlegen.

 

Entwicklung

Jeder Fötus ist bis zur 10. Schwangerschaftswoche weiblich. Erst danach bilden sich durch mehr oder weniger starke Einwirkungen der Hormone zuerst das seelische Geschlecht – durch die Entwicklung des Gehirns-und dann das körperliche Geschlecht- durch Entwicklung der typischen Geschlechtsmerkmale – aus. Hierbei gibt es je nach Einfluss der Hormone sowohl seelisch als auch körperlich viele Zwischenstufen. Einer dieser Zwischenstufen sind Transgender. Bei Mann zu Frau Transgendern  hat sich das Gehirn zunächst weiblich entwickelt.  Anschließend haben sich die Anteile der Hormone im Fötus durch äußere Einflüsse verschoben, so dass sich die körperlichen Merkmale männlich entwickelt haben.

Dieses wurde inzwischen wissenschaftlich durch Kernspinnuntersuchungen bestätigt.

Als Vergleich kann hier ein Computer dienen: Wir haben einen Apple MAC (Körper)  bei dem als Betriebssystem (Gehirn) Windows verwendet wird. Er ist zwar körperlich ein MAC verhält sich aber in einer für Windows Rechner typischen Art und ist somit tatsächlich auch ein Windows Rechner und kein Mac mehr, obwohl er immer noch so aussieht.

 

Geschichte

Transgender gibt es nicht erst seit kurzem. Wissenschaftlich belegte bekannte Transgender waren z.B. Kaiser Elagabalus (Rom 204-222, er trat oft öffentlich in Frauenkleidern auf und lies sich als Venus schminken), König Henry III von Frankreich (1577, trat häufig als Frau auf und wollte dann auch so von seinen Untertanen angesprochen werden), Königin Christina von Schweden kleidete sich als Mann und gab sich den Namen Count Dohna. Dafür verzichtete sie sogar auf den Thron. Dieses Phänomen betrifft nicht nur Europa, bei den Indianern heißen Transgender „Two Spirits“ und waren meistens geachtete Medizinmänner, in Indien gibt es die Hirja, im Südpazifik die Falaketi, auf Samoa die Faafafine, in Thailand die Kathoey, in arabischen Ländern die Kanith. Der Islam kennt Transgender als Mukhasnnathum, und Japan die Onnagata. Der älteste Fund eines Transgender wurde kürzlich in Tschechien gemacht. Die Person wurde 5000 vor Christus beerdigt.

 

Duales System

Aufgrund unserer Erziehung und Entwicklung gehen wir immer von einem dualen Geschlechtersystem aus (also männlich und weiblich) und haben gelernt Busen =Frau, Penis = Mann. Leider fehlt bei dieser Betrachtungsweise doch zwei wichtige Aspekte: Zum einen gibt es biologische Zwitter, die beide Geschlechtsmerkmale besitzen, zum anderen die Seele, oder sollte man Glaube sagen? Christen glauben an einen Gott, dessen Existenz bisher nicht wissenschaftlich bewiesen wurde. Warum fällt es uns dann so schwer daran zu glauben, dass es nicht nur biologische Geschlechter sondern auch seelische gibt, obwohl dies bereits wissenschaftlich bewiesen wurde? Dies basiert in erster Linie auf unserer Erziehung gesteuert durch kirchliche Dogmen.

 

Warum fallen wir eigentlich auf

Männer in Kleidern fallen in Europa deshalb auf, weil es aufgrund der Emanzipation heute üblich ist, das Frauen Hosen und sogar Anzüge und Krawatten tragen, somit weibliche Transgender in der aktuellen Mode „untergehen“, was für Männer in der Form nicht gilt. Des Weiteren ist der Einfluss von Testosteron nicht unerheblich. Bei Frau zu Mann (FzM) Transsexuellen stellt sich meistens schon nach 3 Monaten Gabe von Testosteron der Bartwuchs und die typisch männliche Körperbehaarung sowie der Stimmbruch ein. Umgekehrt (MzF) verhält es sich anders. Je länger der Körper Testosteron „ausgesetzt“ war desto fester prägen sich die typisch männlichen Merkmale ein. Selbst unter Gabe von Östrogen lassen sich Bartwuchs und Stimme kaum verändern, dazu sind jahrelange Laser oder Elektro-Epilationen und Logopädische Schulungen notwendig.
Übrigens sind bis heute Kleider und Röcke durchaus auch „Männerbekleidung“, so z.B. der Kilt in Schottland oder der Thawb in den arabischen Staaten, das sind die langen weißen Gewänder der Männer.

 

Facetten der Gefühle

Um noch mal auf das gefühlte seelische Geschlecht zurück zu kommen: Dieses Gefühl der Zugehörigkeit zum anderen Geschlecht ist wie oben ersichtlich nicht nur bei Männern sondern auch bei Frauen mehr oder weniger stark vorhanden. Es kann schwach ausgeprägt sein und äußert sich dann bei Männern z.B. darin, dass sie sich unauffällig schminken vielleicht eine Strumpfhose für Männer tragen (übrigens bieten inzwischen Markenfirmen speziell geschnittene Feinstrumpfhosen für Herren an, die in allen größeren Kaufhäusern zu haben sind), bei Frauen äußerst es sich vielleicht darin, dass sie sich gar nicht schminken und nur Hosen und Kurzhaarschnitte tragen und kann über gelegentliches Tragen von Kleidern bei Männern und Herren-Anzügen bei Frauen bis hin zur operativen Geschlechtsumwandlung gehen . Wobei das Gefühl auch nicht immer gleich stark ausgeprägt sein muss.

 

Das Alter

Hat übrigens nichts mit dem Phänomen zu tun.

Es gibt transsexuelle Kinder, die bereits im Alter von 6 bis 8 Jahren wissen, dass sie im falschen Körper stecken, genauso wie es Erwachsene gibt, denen es erst mit 50 richtig bewusst wird, die sich vorher nur immer gefragt haben, was mit ihnen nicht stimmt.

 

Die Erziehung

Hat auch nichts damit zu tun, ob jemand transsexuell ist oder nicht. Bei einem Zwillingspaar, beide männlich, wurde ein Zwilling durch einen Unfall im Babyalter an den Hoden und Penis schwer verletzt. Der Psychologe riet den Eltern, das Kind als Mädchen zu erziehen und sie operativ entsprechend anzugleichen. Obwohl das Kind seit dem Babyalter als Mädchen aufwuchs und ihm nichts von der Operation und der Tatsache, dass es mal ein Junge war bekannt war, hat es immer wieder betont es sei ein Junge und sich mit 18 zurück operieren lassen. Dies belegt eindrucksvoll, dass die Erziehung am gefühlten Geschlecht nichts ändern kann. Somit bringen Umerziehungsversuche weder im Kindes- noch Erwachsenenalter etwas.

 

Begriffe

Transgender : Eine Person deren gefühltes Geschlecht nicht mit dem biologischen Geschlecht übereinstimmt
Transsexuelle(r)
: Eine Person die dauerhaft im gefühlten (anderen) Geschlecht leben möchte
Crossdresser: Eine Person die Kleider des anderen Geschlechts trägt
Transvestiten:
Künstler die Frauenrollen – zum Teil auch stark übertrieben – auf der Bühne darstellen.
MzF Man zu Frau Transgender
FzM Frau zu Mann Transgender

 

Flora und Fauna

Selbst im Tierreich wurden bereits Transgender und Transsexuelle Tiere entdeckt, so z.B. der Clownfisch (Nemo) der seine Geschlechtsmerkmale  bei Frauenmangel weiblich ändern kann. In der Fauna gibt es Pflanzen die getrennt männlich und weiblich sind, die beide Geschlechtsmerkmale beinhalten und bei denen die Geschlechtsmerkmale zu verschiedenen Zeiten  aktiv sind -> morgens sind die Blüten weiblich nachmittags männlich. (so z.B. eine tropische Ingwerpflanze der Gattung Alpinia)

 

Was lernen wir daraus

  • Transgender sind nicht krank sondern lediglich eine von vielen Arten des Lebens!
  • Seelisches Geschlecht und biologisches Geschlecht und die geschlechtliche Ausrichtung haben nichts miteinander zu tun und sind völlig unabhängig. Die meisten Transgender sind übrigens heterosexuell und zum Großteil glücklich verheiratet und stammen aus allen Bevölkerungsschichten vom Top-Manager bis zum Hartz IV Empfänger!
  • Es gibt unzählige Wissenschaftliche Untersuchungen gehen davon aus, dass jeder 1000. transsexuell ist. Bei Transgendern dürfte die Zahl wesentlich höher liegen. Es gibt hierüber keine Informationen, da die meisten Mann-zu-Frau Transgender aus Angst nur in den eigenen vier Wänden aktiv werden und sich draußen meist besonders männlich geben um nicht erkannt zu werden.

 

Was erwarten Transgender von Ihnen

Wenn ich als Frau unterwegs bin, möchte ich in erster Linie als Mensch und in zweiter Linie als Frau behandelt werden. Ich erwarte daher nur,  dass sich keine(r) auf meine Kosten in der Öffentlichkeit profiliert, dumme Sprüche „vom Stapel lässt“ oder mich wegen meines Auftretens  als abartig oder ähnliches beschimpft,  sondern sich mir gegenüber nur so verhält, wie sie_er es möchte, dass ich mich  ihr_ihm gegenüber verhalte.

 

Weitere Informationen

Internet:

www.gendertreff.de

www.dq-pb.de

SHG:

Gendertreff Düsseldorf

Gendertreff Leverkusen

 

Bücher

Jula Böge: Ich bin (k)ein Mann (Jula Böge ist Transgender, ihr Buch ist ein Ratgeber für Betroffene)

Udo Rauchfleisch: Transsexualität – Transidentität

Udo Rauchfleisch: Anne wird Tom, Klaus wird Lara (Udo Rauchfleisch ist als Psychologe seit über 30 Jahren in der Betreuung von Transsexuellen und deren Angehörigen aktiv)

Brill Pepper: Wenn Kinder anders fühlen

 

Zum Schluss

Bevor Du über mich oder mein Leben urteilen willst, ziehe erst mal meine Schuhe an und laufe meinen Weg, durchlaufe die Straßen, überquere die Berge, gehe durch die Täler, fühle meine Trauer und erlebe meinen Schmerz und auch die Freude!
Durchlaufe all die Jahre, die ich ging. Stolpere über jeden Stein, der mich zum Fallen brachte!
Dann steh wieder auf und gehe Deine Strecke weiter…… …..genauso, wie ich es immer tat und dann kannst Du Dir ein Urteil erlauben!!!
(Ein unbekannter Apachenkrieger)

 

Mit vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit grüßt herzlichst Ihre DinaJessikaChristine

Kontakt: Jessika-Christine(at)Quasdorf-Iserlohn.de
Tel.: 0171 5451922

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