Petras Kontakt zum Uniklinikum Aachen

Ein Bericht von Petra-Susanne:

Wie ich ja gelegentlich schon mal erwähnt habe, bin ich als freiberufliche Physikerin und Trans-Mensch je länger, desto mehr aktiv, Veranlagung und berufliche Perspektiven miteinander zu verbinden. In diesem Zusammenhang spinne ich als Aachenerin bisweilen auch einige Fäden rüber zum Uniklinikum Aachen, wo sich einige Abteilungen bekanntlicher weise mit unserer Veranlagung beschäftigen.

So ergab es sich vor einigen Monaten, dass ich (als Mit-Organisatöse von Tx-Aachen) von UK-Aachen-Seite auf einen sogenannten Anamnese-Workshop zum Thema Transsexualität/Transidentität aufmerksam gemacht wurde, zu dem (wie bei solchen Workshops üblich) auch Betroffene eingeladen werden, an denen die StudentInnen nach einigen einführenden Vorträgen der Fachmediziner (und teilweise -Psychologen) eine Anamnese (heißt: sachgerechtes Erfragen des Krankheitsverlaufs und der Vorgeschichte) üben sollen.

Aus dem Aachener Tx-Umfeld haben wir dann für den speziellen Samstag vier TeilnehmerInnen (2 Männlein, 2 Weiblein) zusammenbekommen, wovon die Organisateusen schon mal ganz begeistert waren. Da uns Veranlagte natürlich auch interessierte, was die Fachleute so über uns verbreiten, wurde uns gerne die Möglichkeit gegeben, von Anfang an dabei zu sein und nicht nur zum eigentlichen Anamnesegespräch am Nachmittag zu erscheinen. Diese Gelegenheit haben auch alle Vier von uns genutzt. Im Vorfeld habe ich zusätzlich noch angeboten, selber einen Vortrag zum Thema "Transidentität aus der Innenperspektive" zu halten, was ebenfalls gerne angenommen wurde.

Der Tag gestaltete sich dann insgesamt sehr informativ und diskutativ mit den Studenten, die uns Vieren (und mir zum Vortrag) noch ziemlich positive Rückmeldungen gaben.

Aus dieser Geschichte ergab sich dann noch ein weiterer Kontakt zu einer Abteilung des UK Aachens, mit der ich einen Ideenaustausch zu einem unserer speziellen Themen verabredete mit dem möglichen Ziel, daraus einen Forschungsantrag zu machen. Dies geschah dann auch vor einigen Tagen.

In ordentlichem Business-Outfit 🙂 (siehe auch weiteres Bildchen in der Galerie) stiefelte ich also morgens los - und musste zunächst erkennen, dass meine Frau unser Auto nicht wie sonst im Vorgarten, sondern 100 m entfernt auf einer Querstraße geparkt hatte. Da ich bei den Nachbarn in unserer sackgassigen Stichstraße noch nicht geoutet bin, war das schon ein potenzielles Spießrutenlaufen - aber der Termin war verabredet. Also bin ich trotz gewisser Bedenken tapfer los gestiefelt. Gesehen hat mich dann wohl (mindestens) einer unserer mittelentfernten Nachbarn - aber wohl nicht erkannt, denn bei einer näheren Begegnung am nächsten Tag (im Male Mode) war überhaupt nichts von irgendeiner Irritation zu spüren.

Am Klinikum selber dann das übliche Übel: Kein Parkplatz zu kriegen. Also bin ich zum Hinterbereich unseres "Chemiekomplexes" gefahren und habe dann in fußläufiger Entfernung, wenn auch mit längerem Weg, doch noch was gefunden. Da die Wege dort aber etwas konfus organisiert sind, durfte ich erst zweimal jemand fragen, bis ich den Hintereingang des Klinikums entdeckte.

Und dann ging die Sucherei erst richtig los: Das UK Aachen ist zwar nach amerikanischem Straßensystem organisiert, nur dass es an vielen Stellen *keine* entsprechenden Durchlässe gibt. Nach zwei vergeblichen Versuchen, auch mit weiterem Befragen der, wenn es um weiter entfernt liegende Abteilungen geht, ähnlich konfusen Mitarbeiter, durfte ich dann noch mal "zurück auf Los" (sprich: an die Infozentrale am Haupteingang) und wurde von dort aus mit einem schriftlichen Lageplan mit eingezeichneten Aufzugsdaten immerhin letztlich erfolgreich zur entsprechenden Abteilung geroutet.

Das Gespräch war dann recht interessant, und ich bin gespannt, ob sich daraus noch was Berufliches entwickeln lässt. Aber das wird die Zukunft zeigen.

Zum Abschluss dieses Interaktiv-Vormittags ging es dann noch in ein Schuhgeschäft, wo ich Ersatz für meine sich mittlerweile etwas auflösenden Standard-Treter gesucht, aber letztlich nicht gefunden habe. Größe 42 ist zwar noch verhältnismäßig harmlos, aber die netten und gleichzeitig fußkompatiblen Modelle sind da doch schon eher dünn gesät.

Zurück aber nun zu dem wesentlichen Punkt, den ich hier im Rahmen des Gendertreffs mit diesem Langtext machen will: Bei diesen ganzen Events bin ich mit zahlreichen Menschen in Kontakt gekommen, auch teilweise in längere Konversationen. Probleme hat es, wie immer, keine gegeben, und nur ganz selten mal einen irritierten Blick. Daher meine Anregung: Wenn ihr rausgeht - weicht den anderen Menschen nicht aus, sondern seid authentisch und steht zur eurer speziellen Veranlagung, ohne sie aber an die große Glocke zu hängen. Seht euch als Botschafter aus einem fremden Land. Und die werden in der Regel auch nicht auf offener Straße von anderen Menschen gebissen. 🙂

Lieben Gruß,

Petra

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