Hormontherapie bei jugendlichen Transsexuellen / Transidenten

Die Behandlung von Kindern und jugendlichen Transsexuellen / Transidenten verfolgt zunächst das Ziel, die Pubertät so lange herauszuzögern, bis diese alt genug sind, um sich für männlich oder weiblich zu entscheiden.

Die Pubertät setzt üblicherweise im Alter von ca. 10 Jahren bei biologischen Mädchen und mit ca. 12 Jahren bei biologischen Jungen ein. Während der Pubertät kommt es zur Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale. Um diese, für Transsexuelle / Transidente belastenden Veränderungen des Körpers zu verhindern, muss jedoch tief in das Hormonsystem des Körpers eingegriffen werden.

Die Pubertät wird ausgelöst, indem ein Teil der Hirnanhangdrüse, der Hypothalamus anfängt, einen Botenstoff, das Gonadoliberin (GnRH1), ins Blut auszuschütten. Dies geschieht alle 60-90 min. Dieser gepulste Anstieg stimuliert nun einen anderen Teil der Hirnanhangdrüse, die Hypophyse, das Lutenisierende Hormon (LH) und das Follikelstimulierende Hormon (FSH) auszuschütten.

Diese beiden Hormone wiederum stimulieren die Eierstöcke bzw. die Hoden dazu, ihre jeweiligen geschlechtsspezifischen Hormone, Östrogen bzw. Testosteron, auszuschütten. Im Normalfall bewirkt das nun ausgeschüttete Sexualhormon, dass im Gegenzug die GnRH1 Produktion wieder gedrosselt wird. Dadurch regelt sich das System von selbst auf einen bestimmten Hormonspiegel ein.

Dieser Regelkreis wird durch die Gabe eines synthetischen Hormons unterbrochen. Diese synthetischen Hormone werden GnRH-Analogon genannt.

Bekannte Wirkstoffe sind:

Sie bewirken, dass die Rezeptoren für GnRH blockiert und dauerhaft gereizt werden. Ohne die regelmäßige Pulsation des GnRH in der Hypophyse stellt diese die Produktion des LH/FSH ein. Ohne LH/FSH kann auch kein Östrogen oder Testosteron mehr ausgeschüttet werden. Und somit findet auch keine Pubertät mehr statt bzw. eine begonnene Pubertät wird unterbrochen.

Die Unterdrückung der Pubertät hat keine langfristigen Folgen für den_die Jugendliche_n. Wird das GnRH-Analogon abgesetzt, dann setzt ganz normal die jeweilige Pubertät ein, sollte sich der_die Jugendliche dafür entschieden haben, doch im Ursprungsgeschlecht zu bleiben.

Im anderen Fall wird ab einem bestimmten Alter die Behandlung mit gegengeschlechtlichen Hormonen begonnen. Inzwischen wird diese Behandlung oft schon ab 16 Jahren eingeleitet.

Dadurch, dass der_die Jugendliche nur die ganz normale Pubertät des jeweiligen Identitätsgeschlechts erlebt, sind die Transsexuellen / Transidenten auf den ersten Blick nicht von ihren Altersgenossen zu unterscheiden. Die dennoch notwendige geschlechtsangleichende Operation (GaOP) kann jedoch aus rechtlichen Gründen erst im Alter von 18 Jahren durchgeführt werden.