Besuch mit Freunden in der Eisdiele

Autorin: Svenja

 

Danke für Eure Antworten. Ich freue mich, wenn Euch meine Zeilen erheitern und Mut machen.

2016-07-09

Nachdem ich meine Schwiegermama so „schockiert“ hatte, war das Eis essen mit meiner Freundin und Ex-Kollegin. Und das war wirklich toll.
Sie hatte ein superniedliches schwarzes Kleid mit weißen Punkten und rotem breitem Gürtel an. Die Haare hoch gesteckt. Alles so im Stil der 50er / 60er Jahre. Dagegen waren meine Frau und ich ganz schön Stino gekleidet. Wir waren in einer hübschen Eisdiele mit leckerstem Eis und sehr freundlicher Bedienung.

Natürlich hatten wir uns ganz viel zu erzählen. Sie nannte mich die ganze Zeit Svenja, als wäre es nie anders gewesen. Dann kamen noch ihr Mann und ihr Sohn zu uns. Er meinte, er hätte mich auf der Straße nie erkannt, weil ich mich so verändert habe.
Wir sprachen natürlich auch über unsere durch die Transidentität etwas veränderte Situation. Sie interessierten sich dafür, wie sich meine Frau jetzt fühlt und damit umgeht. Sie sagte, dass es schon eine kleine Herausforderung für sie ist. Sie kommt gut damit zurecht und ich bin ja noch die gleiche Person wie früher. Die drei fanden es wunderbar, wie wir zusammenhalten. Ich bin meiner Frau sehr, sehr dankbar dafür.

Wir haben uns ganz wunderbar unterhalten und die Zeit verflog nur so. Sie hat mir Kontaktdaten eines Psychotherapeuten gegeben, den ich anschreiben werde. Sie sagte dann: „Wir müssen unbedingt mal zusammen shoppen! Das ist ja so ein Klischee. Shoppst du gerne?“ Ich: „Ja, wenn es der Geldbeutel zulässt, mache ich das sehr gerne. Also bei mir trifft das Klischee zu. Ich freue mich schon drauf!“ Meine Schwiegermama habe ich auch schon ab und zu beim Klamottenkauf beraten und passende Accessoires ausgesucht. Sie war immer ganz begeistert, dass „Sven“ das so gut kann.

Wir haben noch viel mehr gequatscht, das kann ich gar nicht alles widergeben. Es hat uns allen sehr gut gefallen. Wir haben uns dann ganz herzlich verabschiedet. Für meine Frau war das Treffen auch sehr wichtig, weil sie wieder gesehen hat, dass alles ganz normal und okay ist.

Am Montag habe ich die Freundin angerufen, um mich nochmal bei ihr zu bedanken. Sie war nicht im Büro. Also schrieb ich ihr eine SMS (wie altmodisch ich bin!). Sie antwortete, dass sie es auch ganz toll fand und sie bedankte sich für unser Vertrauen ihnen gegenüber. Das fand ich großartig. Als sie wieder zurück war, rief sie mich dann an und wir quatschten wieder bis die Ohren glühten.

Ich finde es so schön, dass wir so selbstverständlich über unser Leben und unsere Arbeit, aber auch Politik, Mode, Klamotten und Ernährung sprechen. Für die meisten ist das nichts Besonderes. Für mich schon. Das konnte ich seit Jahren nicht mehr. Insbesondere, wenn man als „Frau im Mannspelz“ mit einer Kollegin, Bekannten oder Nachbarin über Frauenthemen spricht oder sprechen will, verwirrt das manchmal. Man wird irgendwie nicht für voll genommen.
Noch komischer wird es, wenn der Ehemann der Frau, von der ich ja gar nichts anderes will, als Quatschen und ein bisschen rumalbern, dazu kommt und logischerweise keine Frau sondern einen Mann in mir sieht, weil er nur nach meinem (früheren) Äußeren geht. Da kann dann schon mal eine ziemlich blöde Eifersuchts-Situation entstehen. Vielleicht wisst ihr, was ich ausdrücken will.

Nach dem Treffen im Eisgeschäft kam die nächste Überraschung: Marina, bekannt aus dem Gendertreff, fragte mich, ob ich am Sonntag Zeit hätte.
Darüber und noch mehr schreibe ich beim nächsten Mal.

So long …

Svenja

>> Inhaltsverzeichnis