Hallo Welt, 12.09.2016

Autorin: Drachenfrau

Hallo ihr Lieben,

Seitdem ich dies geschrieben habe, ist wieder etwas Zeit vergangen.

Wir waren im Sauerland und haben bei einem Online Händler vor Ort uns die verschiedenen Silikoneinlagen angesehen, denn Denies war sich nicht sicher, welche Größe die Einlagen haben sollen. Es war gut, dass wir hin gefahren sind, denn Denies konnte auch die Größen ausprobieren und behielt dann die gekauften natürlich direkt an. Im Anschluss suchten wir uns eine Gelegenheit, um etwas zu essen und saßen draußen bei einem Bistro. Wie schon beim Stammtisch in Mönchengladbach gingen wir als Frau und Frau Hand in Hand. Ja, Menschen haben uns beobachtet und es gab auch Blicke von Menschen, die uns begegneten.
Doch entscheidend war, dass wir beide uns zusammen mit uns wohlfühlten. Wir gingen miteinander um, wie immer, was bedeutet, dass man uns ansieht, wir sind ein inniges Pärchen.
Zuhause wollte Denies ihre „Boops“ gar nicht mehr ausziehen.

Den ein paar Tage danach geplanten Schminkkurs haben wir auf schlechteres Wetter verschoben, denn wenn die Zeit es zulässt, sind wir auf dem Campingplatz und nutzen die Sonne noch zum Schwimmen. Es war gut, dass damit erst einmal eine Pause eintrat, was die notwendigen Schritte betraf, um Denies zu vervollständigen, denn ich fühlte, ich brauche etwas mehr Ulla. Diese Zeit nahm ich mir auch und zeichnete mehr, schrieb meine Gedanken ins Tagebuch und auch hier.

Zwischendurch habe ich einen Mann, der Sandaletten mit Absatz in der Wohnung trägt, obwohl er sonst doch lieber barfuß geht und zuletzt hat er für sich auch die Fußnägel rot lackiert, weil es in den Damen Birkenstock schön aussieht. Ich fand, die Fingernägel könnten auch noch rot sein. Mit dem Gedanken dann auch als Mann mit roten Fingernägeln aus dem Haus zu gehen, musste er sich ein paar Tage daran gewöhnen. Doch für auf den Campingplatz sollte ich den Nagellack bitte einpacken. Um zu wissen, wie gut der Nagellack später beim Schwimmen hält, hat er sich einen Daumen rot gemacht.

In der Sonne liegend, kam ein kleines Mädchen auf ihn zu und inspizierte ihn genauer. Es war gar nicht so entscheidend für sie, dass ein Mann rote Fingernägel hat, sondern wieso nur der Daumen rot war und die anderen Nägel nicht, denn schließlich waren die Zehennägel doch auch alle gemacht. Es war auch noch so, dass ich mich etwas weiter weg mit ihrer Oma (junge Oma von 50) unterhielt, die sich dann doch wunderte, dass mein Mann lackierte Nägel hat.
Ich überlegte und hätte sagen können, mein Mann ist TV, doch ich hatte auch das Gefühl, damit packe ich diese Seele selbst in eine Schublade und die reine Wahrheit war und ist eben, weil es schön ist, für mich und für ihn. Es nicht um die Identität TV ging. Es kam keine seltsame Reaktion oder Kommentar und am nächsten Abend hat die Oma sich mit ihrem Mann sogar zu uns gesetzt. Interessant war, dass das kleine Mädchen wohl Detlef noch nicht richtig aussprechen konnte und nannte ihn zum Abschied Dee, der Kosename von mir für Denies und Detlef.

Ein paar Höschen mit Spitze sind zu Dees Kleidung dazu gekommen und auch, wenn das Outfit oberflächlich Mann ist, so sind die Höschen doch eher Frau und mir gefällt es.
Was für mich allerdings schon eine Umstellung ist, ich teile noch meine 3 Handtaschen mit meiner Frau bis wir eigene passende für sie gefunden haben genau wie mit meinem Schmuck. Da darf Dee sich noch Meinungen bilden, denn manches an Ketten und Armbändern kann ich selbst machen.
Woran ich mich gewöhne, ist auch, ich nehme weniger oft Make-up als Dee und mein Mann verbringt ewige Stunden damit, die Körperhaare zu epilieren. Bei keinem anderen Mann mochte ich die Behaarung, aber bei ihm und jetzt muss ich ausharren bis die Stoppelei weniger wird, um ungewohnte glatte Haut wieder zu genießen. Dee würde es gefallen, wenn wir die gleiche Kleidergröße hätten, dass wir die Klamotten tauschen könnten, weil es wohl besonders schön wäre, meine zu tragen. Manchmal finde ich es sogar seltsam, wenn Denies die Perücke abzieht, dann habe ich das Gefühl da fehlt etwas.

Meine Tochter (26) weiß es inzwischen auch und sie meint, das sei in ihrem Umfeld nichts Ungewöhnliches, ähnlich unspektakulär reagierten auch zwei Freundinnen, denen ich es sagte. Die eine meinte, sie könne nur mit einer Transgender Tante aufwarten und die andere machte direkt aus Detlef Dee.

Auch wenn es jetzt einfach klingt, so mache ich mir schon meine Gedanken, denn es verändert ja auch mich mit. Ich fühle mich als Partnerin eingeladen, meinen Horizont zu erweitern und sehe auch meinen Prozess, in meinem Partner mehr die Seele als den Mann wahrzunehmen. Mir wird auch noch bewusster, dass der Schritt von TV zu TS auch sehr nah bei einander liegen kann, je mehr ich mich im Forum einlese. So sehr ich es drehe und wende, auch dann könnte ich Dee nur unterstützen – ob es mir einfach gelingt, das kann ich heute nicht sagen. Was ich sagen kann, weshalb ich es tun würde, auch wenn ich dabei den absolut wunderbarsten Partner verlieren könnte, ist, dass es mir wichtig ist, dass Dee glücklich ist und ich nicht bestimmen kann, wie dies aussieht. Das muss jeder Mensch für sich definieren.
Zum einen ist es Dees Glück und zum anderen wäre es ein Reife- und Weiterentwicklungsprozess, den ich ebenfalls nur unterstützen könnte und nicht nehmen oder einschneiden darf/ möchte.

Wir reden sehr viel miteinander und für Dee ist es manchmal u.a. Mangels verfügbarer Worte, schwer zu antworten, denn ich frage auch schon einmal, was sich in ihm verändert, was „es“ mit ihm macht und ob sich auch etwas anders und wenn ja, wie anders es sich anfühlt.
Umgekehrt bekomme ich gleiche oder ähnliche Fragen gestellt und forsche genau, was in mir lebendig ist und in mir vorgeht. Wir konnten beide vor unserer Begegnung mit keinem vertrauten Menschen so tiefgehend sprechen, uns austauschen bzw. mitteilen wie jetzt.
Es ist zwar erleichternd, wenn man es in der Realität kann, doch selbst nach 3 gemeinsamen Jahren merken wir, wie wenig Übung wir davor darin gehabt haben.

Soweit erst einmal wieder die neuesten Gedanken von uns.

Herzliche Grüße, Ulla

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