Andreas halbes Jahr in Kurzform

Autorin: Andrea

Hallo Mädels

Sorry, dass ich mich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gemeldet habe. Ich glaube es ist fast ein halbes Jahr her, dass ich das letzte Mal im Gendertreff-Forum war. Aber so wie mein Leben in der Zeit verlaufen ist, ist es vermutlich zu entschuldigen. Aber entscheidet bitte ihr nach meinem Bericht.

Alles begann im Januar mit meiner ersten Sitzung bei meiner Psychologin. Mit ihr habe ich das große Los gezogen. Sie kennt sich mit Transidentität super aus und arbeitet sogar als Gutachterin für das Gericht. Bei meiner 3. Sitzung fragte ich vorsichtig wegen einer Hormontherapie an. Sie gab mir mehrere Adressen von Ärzten, die diese durchführen und sagte, sie setze noch ein Schreiben für den dann mich behandelnden Arzt auf. Dieses Schreiben konnte ich bei der nächsten Sitzung mitnehmen. Sie meinte, das erste Gespräch mit diesem Arzt würde erst mal nur ein Beratungsgespräch, aber das werde ja auch schon ein weiterer Schritt zu meinem wahren Ich. Inzwischen hatte ich einen Termin bei einer Gynäkologin in Dresden gemacht. Allerdings musste ich noch 4 Wochen warten bis dahin.

In der Zwischenzeit stand mein Outing in der Firma an. Das war glaube ich für mich der schwerste Schritt in mein neues Leben, aber es musste sein. Schwer war es dadurch, dass ich in einem männerdominierten Beruf arbeite und meine Kollegen alles Männer sind. Außer ein paar Frauen, die im Büro arbeiten. Mit meiner Psychologin und der Hilfe des Gendertreff erstellten wir gemeinsam einen offenen Brief, welchen ich dann noch mit unserer Betriebsleitung durchsprach und der dort für gut empfunden wurde. An einem festgesetzten Termin, mein letzter Arbeitstag vor meinem ersten Urlaub, wurde der Brief an alle Mitarbeiter verteilt. Nach meinem Urlaub (1Woche) ging ich natürlich mit Herzklopfen zur Arbeit. Ich hätte nicht gedacht, dass das so reibungslos verlaufen würde.

Es kamen keine blöden Sprüche oder Bemerkungen, manche Kollegen begrüßten mich sogar mit „Guten Morgen Andrea“. Die Frauen aus dem Büro sagten mir einige Tage später, dass mir das Weibliche besser stehen würde. Ein Kollege sagte mir ca. 2 Wochen später auf Montage, dass es unter den Kollegen schon lange Gerüchte gegeben hätte (vor meinem Outing), dass ich schwul sei, aber mit meinem Brief haben sich die Gerüchte verzogen, weil ich dort klar gemacht habe, dass ich nicht auf Männer stehe. Also in der Firma lief und läuft alles bestens. Dann kam mein Termin zum „Beratungsgespräch“.

Ich gab der Gynäkologin das Schreiben von meiner Psychologin und sie fragte mich dann selbst noch 10 min. aus. Wir sprachen über die Hormontherapie und weitere 10 Minuten später hielt ich ein Rezept mit einem Antiandrogen und einem Östrogengel in den Händen. Ich war an diesem Tag so happy! Die Zeit bis zum Abend konnte gar nicht schnell genug vergehen, bis ich die „Medikamente“ das erste Mal anwenden konnte.

Mitte April beantragte ich dann die Namens- und Personenstandsänderung beim Amtsgericht. Mitte Juni hatte ich meinen ersten Gutachtertermin und Ende Juli dann den zweiten. Alle beide verliefen einfach super und von beiden Gutachtern kam das OK. Jetzt im August habe ich 2 Wochen Urlaub. Die erste Woche haben wir in Bayern bei unserer Tochter verbracht, weil unsere Enkeltochter getauft wurde. Ein bisschen Magengrummel hatte ich schon, da die Schwiegereltern unserer Tochter von mir nichts wussten und zutiefst katholisch sind, aber auch das verlief prima. Und an unserem 26.+ 1. Hochzeitstag (+1 weil meine Frau sagt, für uns gehe eine neue Zeitrechnung los) hielt ich unsere Enkeltochter das erste Mal im Arm. Das war vielleicht ein Gefühl für mich, kann ich euch sagen.

So, das war mein letztes halbes Jahr in Kurzform. Zwischendurch musste ich natürlich auch arbeiten. Und das die meiste Zeit auf Montage, z.B. in Karlsruhe, Berlin und Frankenthal.

Liebe Grüße von Andrea

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